30.Mai 1980 – Opernhauskrawall

Die Fabrikzeitung – das Mitteilungsblatt des Kulturzentrums Rote Fabrik Zürich – hat mich gebeten, meine Erinnerung an den 30.Mai 1980 aufzuschreiben und zwar mit 1500 Zeichen.


1980 war ich in meinem zweiten Jahr an der Uni und studierte mit mässiger Begeisterung Germanistik. Nebenbei hatte ich begonnen für die Neuen Zürcher Nachrichten zu arbeiten, eine katholische Tageszeitung, die es heute nicht mehr gibt. Ich kam zwischen 18.00 und 19.00 von der Redaktionssitzung an der Holbeinstrasse im Seefeld und bemerkte vor dem Opernhaus ein grosses Polizeiaufgebot. Vor dem Eingang hatte sich eine kleine Demonstration mit vielleicht 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmern besammelt. Bald flogen die ersten Steine, dann kam das Tränengas. Das Geschehen verlagerte sich vom Opernhaus zum Bellevue und die Sache geriet ausser Kontrolle.

Von Patrick Lüthy – Das Autonome Jugendhaus Zürich AJZ. 24.März 1981. Dieses Bild stammt aus der Sammlung der ETH-Bibliothek und wurde auf Wikimedia Commons im Rahmen einer Kooperation mit Wikimedia CH veröffentlicht. Berichtigungen und zusätzliche Informationen sind gern gesehen., CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=65395590

Später wechselte ich zum Regionaljournal von Radio DRS und arbeitete auch für die Nachrichtenagentur DDP/AP. Bei einem Einsatz vor dem AJZ wurde ich einmal von einem Gummigeschoss getroffen und musste im Spital verarztet werden. Einmal wurde ich verhaftet und einige Stunden von der Kriminalpolizei verhört. Zur Anzeige kam es nicht, Kollege Koni Tönz – er war auch der Schweizer Korrespondent von „Aktzenzeichen XY“ konnte das mit seinen Kontakten verhindern.

Ich wundere mich heute über die distanzlose Art, in der wir jungen Journalisten damals über diese Unruhen berichtet haben. Umgekehrt war die Antwort des Staates jenseits jeglicher Verhältnismässigkeit. Mir scheint, diese Zeit werde heute etwas überhöht.

Das wichtigste war für mich rückblickend die Entfaltung der Kreativität – Punk war damals angesagt und punkig war die ganze ¨Bewegungs-Ästhetik. Das Strassenblatt „Iisbrecher“, der Film „Züri brännt“ und die Musik jener Zeit – alles scheint mir heute ikonografisch. Ich glaube diese Zeit hat den Weg für die Kreativszene geebnet, die dann in den 90er Jahren mit den illegalen Bars wichtig wurde.

Grafik eines Prospektes, der zum 20jährigen Jubiläum der Kulturbüros Zürich 2018 enstanden ist. Das Kulturbüro, das 1998 eröffnete ist wohl auch eine späte Frucht der Zürcher Jugendunruhen.