Wikimedia Commons – eine Chance für Museen

Die grösste öffentliche und freie Bilddatenbank ist Wikimedia Commons. Sie ist eine grosse Chance für Museen.

Wie finde ich ein Bild einer Schweizer Dampflok, einer Uhrenfabrik, einer Schweizer Chiffriermaschine eines Webstuhls von Sulzer-Rüti oder eines historischen Fabrikgebäudes? Wer im Internet ein Publikation nach Fotos und Illustrationen sucht, landet früher oder später auf den Seiten von Wikimedia Commons. Das ist die grösste Datenbank der Welt mit freien Bildern, jedes Foto von Wikimedia Commons darf für Publikationen gratis verwendet werden. Wikimedia Commons ist die Grundlage für alle rund 180 verschiedenen Sprachversionen von Wikipedia. Das ist auch eine Chance für Sammlungen, Bibliotheken und Museen. Mit Bildern auf Wikimedia Commons ist es möglich, dem Publikum erstklassiges Bildmaterial in hoher Qualität anzubieten – und bei jeder Verwendung genannt werden, egal ob das jetzt in einer der zahlreichen Wikipedia-Ausgaben oder in einer anderen Publikation im Print oder online ist.

Stahlton-Bandmaschine der Firma Lorenz aus den 1930er Jahren. aus dem Museum Enter in Solothurn. Foto Wikimedia Commons

Etwas mehr als 20 Archive, Museen und Bibliotheken machen heute mit und laden Bilder in grossen Mengen auf die Plattform Wikimedia Commons – man spricht von so genannten GLAM-Institutionen. Dabei liegt der Schwerpunkt bei Archiven und Bibliotheken. Man findet auch ausserhalb dieser Gruppe Bilder zu Schweizer Museen auf Wikimedia, sie wurden im Lauf der Jahre von Benutzern hochgeladen.

Das Bildarchiv der ETH-Bibliothek Zürich ist lädt seit Jahren Bilder aus dem eigenen Bildarchiv auf Wikimedia. Nicole Graf, Leiterin des Bildarchiv erklärt uns: «Wir arbeiten seit vielen Jahren eng mit Wikipedia zusammen und organisieren regelmässig Workshops zu bestimmten Themen. Wo immer möglich erlauben wir auch die freie Nutzung der Bilder in unserem Archiv, oft kann man das gewünschte Bild direkt aus unserer Datenbank herunterladen. Dort wo das gewünscht wird, laden wir Fotos aus unserer Datenbank auch auf Wikimedia Commons». Das ETH-Bildarchiv ist der grösste Schweizer GLAM-Bildgeber für Wikimedia, heisst es im Jahresbericht 2021. 1946 Fotos aus dem ETH-Bildarchiv wurden 2021 auf Wikimedia hochgeladen. Das Comet-Bild «Bau der Emosson-Staumauer» (Com_FC27-0282-001) wurde von der Wikimedia-Community in die zweite Runde (Finalist) des Bild des Jahres 2020 Wikimedia Commons nominiert. Total bietet die Bibliothek über 60 000 Fotos auf Wikimedia an.

Ähnlich macht man es auch bei der Zentralbibliothek Zürich, auch sie hat einen reichen Schatz von Bildern zur Industriegeschichte. Besonders aktiv ist Enter.ch, das Museum für Computer und Unterhaltungselektronik. Hier ist man daran, die riesige Sammlung zu inventarisieren. Schon heute ist ein Teil davon via Wikimedia Commons abrufbar. Ein weiteres Beispiel ist SBB-Historic, mit Hunderten von historischen Aufnahmen zur Geschichte der SBB in total 48 verschiedenen Kategorien: Wer alte Bilder von der Gotthardbahn, Aufnahmen eines Bahnhofs im 19.Jahrhundert oder bestimmte Lokomotiven sucht, ist hier gut beraten. Das Bundesarchiv hat bereits 2014 über 5000 Fotos aus dem Ersten Weltkrieg auf Wikimedia Commons hochgeladen.

Die die CX-52 – die erste in der Schweiz hergestellt Chiffriermaschine der Firma Crypto AG,die damals noch Hagelin-Crypto hiess. Foto Wikimedia Commons.

Generell ist von Seiten der Schweizer Museen und Sammlungen ein grosses Interesse an Wikipedia und auch an Wikimedia Commons festzustellen, sagt Ulrich Lantermann, Community Manager von Wikimedia Schweiz. Die Organisation führt immer wieder Workshops in diesen Institutionen durch, so war man zuletzt unter anderem in der Phonoteca in Lugano, im Museum Enter in Solothurn oder in der Sammlung des Montreux Jazz Festivals.

Warum aber Wikimedia? Man kann die Fotos ja auch seiner Homepage zum Download anbieten? «Die Leute suchen nicht zuerst in unserem Archiv. Wir müssen dahin, wo die Leute sind und das ist zum Beispiel Wikipedia», sagt Nicole Graf vom Bildarchiv der ETH-Bibliothek. Die Zahlen geben ihr recht.

Die Resultate sind eindrücklich und dank einem eigens entwickelten Statistik Tool auch messbar. Hier werden die Aktivitäten von 20 Schweizer Institutionen erfasst, die bisher Bilder auf Wikimedia hochgeladen haben. So wurden bis heute 900 Wikipedia Seiten mit Digitalisaten aus dem Bundesarchiv illustriert, die bisher fast 72 Millionen Views auf Wikimedia Commons generierten.

ETH Bibliothek; Theodolit der Firma Wild Heerbrugg, ohne Jahr. Foto Wikimedia Commons/ETH-Bildarchiv.

Museen, Sammlungen und Bibliotheken müssen nicht warten, bis ein Wikipedianer Fotos auf Wikimedia Commons lädt. «Es wäre wünschbar, wenn die Institutionen selber aktiv werden. Dazu bieten wir auch unsere Unterstützung an», sagt Lantermann.

Was muss man beachten? Die Regeln des Urheberrechts gelten auch für Wikimedia Commons und werden konsequent umgesetzt. Bilder, die dagegen verstossen, werden umgehend gelöscht. Mit diesen Faustregeln vermeidet man aber unangenehme Überraschungen:

  • Ganz unproblematisch sind eigene Fotos von Objekten, Gebäuden (Panoramafreiheit), Dokumenten. Hat eine Fotograf diese Fotos erstellt, so ist es am einfachsten wenn man ihn beauftragt, eine Auswahl der Bilder auf Wikimedia Commons hochzuladen.
  • Historische Fotos sind unproblematisch, wenn der Fotograf bekannt und länger als 70 Jahre tot ist. Das gilt zum Beispiel für Hermann Linck (1866 – 1938), der für viele Industriefotos aus der Schweiz zu Beginn des 20.Jahrhunderts verantwortlich war.
  • Wichtig ist, dass man sämtliche Rechte freigibt, sonst wird es für den Benutzer schon wieder schwierig.
  • Bilder von Fotografen, die noch leben oder weniger als 70 Jahre tot sind, bedürfen der Zustimmung des Rechte-Inhabers.
  • Bilder von unbekannten Fotografen («Verwaiste Werke») sind unproblematisch, wenn sie älter als 100 Jahre sind. Alle anderen solche Bilder sollte man nicht auf Wikimedia Commons hochladen.
  • Zusätzlich gilt in allen Fällen auch das Persönlichkeitsrecht. Aufpassen muss man vor allem mit Personen, die keine öffentliche Funktion bekleiden wie Politiker etc.

Allerdings gibt’s auch Grenzen: Bilder und Metadaten auf Wikimedia müssen auch gepflegt werden – es empfiehlt sich deshalb, eine gute Auswahl von Fotos anzubieten und die Daten periodisch zu kontrollieren.

Der Verein Wikimedia Schweiz hilft gerne, sei es mit gezielten Auskünften, sei es mit Workshops, die unentgeltlich angeboten werden und vor Ort, also im jeweiligen Museum oder Archiv stattfinden können. Mit dem öffentlichen zugänglichen Tool ‘Cassandra’ steht auch ein Werkzeug zur Verfügung, das statistische Auskünfte über die benutzten Daten gibt. Aufträge für das Hochladen von Bildern oder das Erstellen von Artikeln, kann der Verein aber keine entgegennehmen.

Emosson Staumauer in Bau nachts ungefähr 1971. Foto Wikimedia Commons/ETH-Bildarchiv

Wikimedia Commons
https://commons.wikimedia.org/wiki/Hauptseite

Statistiken zum Upload von Schweizer Institution bei Wikimedia
https://stats.wikimedia.swiss

Wikimedia Schweiz
https://wikimedia.ch/

Dieser Artikel war Teil des Jahresrückblicke des Verbands Industriekultur und Technikgeschichte Schweiz – VINTES und ist online abrufbar.