Im Zug durch Vietnam

Die Strecke Hanoi – Ho Chi Minh City ist über 1700 km lang und die Zugfahrt mit dem so genannten Wiedervereinigungs-Express ist das ideale Verkehrsmittel um das grosse Land zu erkunden.

Wir fahren ungefähr die Hälfte dieser langen Strecke in verschiedenen Etappen. Hätten wir noch mehr Zeit gehabt, dann hätten wir sicher die ganze Fahrt absolviert. Die Fahrt mit dem Zug ist absolut zu empfehlen, es ist sauber, auch was die sanitären Anlagen angeht, es ist sicher und es ist auch sehr günstig. Allerdings ist es nicht banal ein Ticket zu kaufen: Wir haben es über die Internetplattform 12go gemacht und es hat geklappt, in einem Fall wurde uns allerdings mitgeteilt, dass die gewünschten Tickets nicht gekauft werden konnten und dass das Geld innerhalb von 20 bis 30 Tagen zurückbezahlt wird. Das ist ärgerlich. Und nicht immer gab es die passenden Plätze, so mussten wir auch zweimal tagsüber in Liegewagen fahren, einmal in einem 4er, einmal in einem 6er Abteil. Aber auch das ging gut und die mitreisenden Vietnamesen – ein älterer Mann und eine Studentin waren sehr herzlich.

Die Bahnhöfe sehen überall etwas ähnlich aus – sie haben einen Warteraum, man kann Verpflegung kaufen – auch unterwegs wird ständig Essen und Getränke verkauft.

Heute fahren mehrere Züge pro Tag. Sie verkehren mit grosser Pünktlichkeit. Jeder Kurs hat eine Nummer: Die geraden Nummern sind Nord-Süd, die ungeraden Süd-Nord.

Die Zugstrecke hat ein lange Geschichte – ein Wikipedia-Beitrag gibt dazu erschöpfend Auskunft: Die Bahnstrecke wurde von der französischen Kolonialverwaltung zwischen 1899 und 1936 gebaut.

Dampflok aus der Frühzeit der Zuglinie am Bahnhof von Da Nang.

Sie hat drei Kriege überlebt: Den Zweiten Weltkrieg mit der japanischen Besetzung, den Kolonialkrieg von 1946 – 1954 und den Vietnam-Krieg 1965 – 1975, der hier der Amerikanische Krieg genannt wird. Nur ein Jahr nach Ende des Vietnamkriegs wurde die Strecke 1976 wieder in Betrieb genommen, dann erhielt der Zug auch seinen neuen Namen: Wiedervereinigungs-Zug, Reunification-Express.

Der Bahnhof von Hanoi in einer Postkarte. Wikimedia-Commons

Die Zugfahrt gehört laut Reiseportalen zu den schönsten Zugstrecken der Welt und auch wenn die Scheiben öfter mal beschlagen oder schmutzig sind, kriegt man doch immer wieder tolle Ausblicke.

Im Zug durch Zentralvietnam – zwischen Hué und Da Nang. Februar 2024. Video Dominik Landwehr

Sonnenaufgang vor Hué. Februar 2024. Video Dominik Landwehr.

Der wohl spektakulärste Streckenabschnitt ist zwischen Hué und Da Nang. Hier liegt der so genannte Wolkenpass, der die Wetterscheide zwischen dem Norden und Süden markiert. Die Autostrasse führt durchs Gebirge und durch einen Tunnel. Der Zug fährt im Wesentlichen der Küste nach, um den eigentlichen Pass zu vermeiden.

Auch in Vietnam entsteht zur Zeit eine neue Hochgeschwindigkeits-Bahnstrecke, sie wird wie in Laos von den Chinesen gebaut – und von den Vietnamesen finanziert.

Nachtrag für Zug-Enthusiasten: Es gibt eine interessante Verbindung zwischen Vietnam und der Schweiz. 1923 lieferte die Schweizerische Lokomotiv- und Maschinenfabrik Winterthur (SLM) neun Zahnradlokomotiven nach Frankreich. Sie waren für die Zahnradbahn von Song Pha nach Da Lat bestimmt. Zwei dieser Loks wurden in den 1990er Jahren zurückgeholt, sie verkehren seither auf der Dampfbahn Furka-Bergstrecke.

Die He 4/4 aus Winterthur im Einsatz auf der Furka-Bergstrecke 2019. Foto Dominik Landwehr