Lin: Die Heilige der Seefahrer

Die einstige Hafenstadt Hoi An ist für ihre Laternen weltberühmt. Fast interessanter sind aber die daoistischen Mazu-Tempel. Was ist ihr Geheimnis?

Tausende von Besucherinnen und Besucher quälen sich in der Hitze des Tages durch die engen Gassen von Hoi An. Immer wieder stossen wir hier auf bunte Tempel.

Zu unserem Erstaunen finden wir im Innern öfter ein Schiff, das fast wie eine Puppenstube eingerichtet ist. Dazu stossen wir immer wieder auf die Darstellung von Schiffbrüchigen – und auf das Bild einer Frau, die uns an eine christliche Heilige erinnert. Bald ist klar: Ein buddhistischer Tempel ist das wohl nicht.

Wir sind in einem Tempel, der der Göttin Mazu gewidmet ist. Dazu gibt es eine Legende, die stark an eine christliche Heiligenlegende erinnert. Demnach soll ein Mädchen namens Lin ihre Familie aus Seenot gerettet haben. Das Mädchen sah in einer Art Trance das Unglück. Danach soll sie in eine Art Schlaf gefallen sein. Was danach geschah wird auf Wikipedia so beschrieben: „Es gelang ihr aber, ihre Brüder mit den Händen, ihren Vater mit dem Mund aufzufangen. Aufgrund von Lins Regungslosigkeit glaubte ihre mit ihr an Land verbliebene Mutter, auch ihre Tochter sei nun gestorben. Aus Sorge um das Wohl der Mutter gab Lin ein Lebenszeichen in Form eines schwachen Schreis von sich. Hierdurch verloren sie aber den im Mund bewahrten Vater, der daraufhin auf See umkam.“

Aus dem Mädchen Lin wurde später die Göttin Mazu. Ihr sind weltweit über 1500 Tempel gewidmet sein, der Schwerpunkt ist dabei China und Südostasien. Dass gerade Hoi An solche Tempel hat, darf nicht erstaunen: Der Ort war bis ins 17.Jahrhundert ein wichtiger Hafen für den Handel mit China und Japan. Später versandete der Hafen und ein neuer Hafen entstand in Da Nang.

Eine interessante Geschichte – trotzdem sind wir überrascht: Der Daoismus ist ja eigentlich eher eine Philosophie als eine Religion und Heiligengeschichten passen da nicht hinein. Nun, es ist gut möglich, dass es auch im Daoismus eine Art Volksreligiosität gibt und dazu gehört die Verehrung von Heiligen.