John Cage: A House full of Musik

Der Musiker John Cage war wohl eine der schrägsten Künstler des 20.Jahrhunderts. Cage wäre am 5.September 100jährig geworden. Eine umfassende Ausstellung auf der Mathildenhöhe Darmstadt dokumentiert den Einfluss von John Cage auf Kunst und Musik des 20. und 21.Jahrhunderts. digital brainstorming bringt ausserdem einen Podcast mit dem Schweizer Musikspezialisten Peter Kraut, der die Ausstellung zusammen mit Ralf Beil gestaltet hat.



Eine erfreuliche Mitteilung aus Blogger Sicht gleich vorweg: Ja, man darf. Man darf in dieser Ausstellung fotografieren und so können wir weiter unten mehr als nur das Eintrittsticket abbilden. Nun liegt Darmstadt von der Schweiz aus gesehen nicht gleich um die nächste Ecke. Aber die Ausstellung ist einen Besuch wert. Sie offeriert einen Blick auf die Kulturgeschichte des 20.Jahrhunderts aus einem besonderen Blickwinkel . Dieser Tour d’horizon beginnt im ersten Viertel des 20.Jahrhunderts mit Musik von Erike Satie (1866 – 1925) und Werken des Künstlers Marcel Duchamps (1887 – 1968), beide haben John Cage (1912 – 1992) stark beeinflusst.
Nach diesem Prolog wählen die Ausstellungsmacher einen radikal anderen Weg und gruppieren Werke und Musikstücke rund um 12 verschiedene Begriffe, 12 Strategien, die für das Werk von John Cage bestimmend waren. Es sind dies: Speichern, collagieren, schweigen, zerstören, rechnen, würfeln, fühlen, denken, glauben, möblieren, wiederholen, spielen. Einige dieser Begriffe leuchten unmittelbar ein, dazu zählen etwa speichern, collagieren, rechnen. Andere erscheinen etwas gesucht – so etwa die Begriffe glauben oder möblieren. Wobei sich gleich bei letzterem interessante Perspektiven ergeben.
Spannend zu sehen ist an dieser Ausstellung, wie unter dem Einfluss von Cage auch die Kultursparten zu einem grossen Gesamtkunstwerk zusammenwachsen. Und zu diesem Gesamtkunstwerk gehören auch Popmusik und Medienkunst. Stellvertretend seien hier die Ambient Kompositionen von Brian Eno oder die Videos der Popgruppe „Einstürzende Neubauten“ oder die physikalisch-technischen Installationen von Carsten Nicolai genannt.
Zwei kleine kritische Einwände: Der Zusammenhang zwischen den gezeigten Werken und dem Einfluss von John Cage ist für mich nicht immer plausibel. Zweitens: Warum müssen Ausstellungs-Kataloge heute immer derart monströs sein. Der bei Hatja Cantz erschienene Band wiegt mehrere Kilos. Wer liest so etwas und wo? Sicher nicht auf dem Weg zur Arbeit… und wenn wir schon dabei sind: Warum muss die CD zur Ausstellung in einem zusätzlichen teuren Band erscheinen und dann aber lose auf dem Cover aufliegen? – Damit man sie sicher verliert….
Im digital brainstorming Podcast erklärt der Schweizer Musikspezialist Peter Kraut, der die Ausstellung mit gestaltet hat, Idee und Konzept der Ausstellung.
Zu sehen ist die ungewöhnliche Schau auf der Mathildenhöhe Darmstadt noch bis zum 9.September 2012. Und noch etwas: Die Reise lässt sich gut mit einem Besuch im Zentrum für Kunst und Medientechnologie ZKM (Ausstellung „Sound Art“ ) oder der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe (Ausstellung „Déjà vu – die Kunst der Wiederholung von Dürer bis Youtube“ kombinieren. Und natürlich kann man nach dem Besuch in Darmstadt auch zur Documenta nach Kassel weiterfahren.
Hier nun einige persönliche Favoriten
Dieter Roth: Olivetti – Yamaha – Grundig – Combo (1965 – 1982)

Su-Mei Tse. Silent Party 2008

Laurie Anderson: Headphone Table (1978) – Man hört bei diesem Tisch die Klänge über den eigenen Körper…

John Cage: Please Play. Or the Mother, or the Father, or the Family, 1989. Zusammen mit: John Armleder. Zakk Wylde II, 2008.

Und schliesslich: Ein Blick ins Wasserreservoir Mathildenhöhe, wo der Künstler Heiner Goebels zwei Installationen zeigt.

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