Feldpost 1914/18 (5): Nachrichten von der Schweizer Front

Im Frühjahr 1915 erhält Kanonier Landwehr Post aus der Heimat. Ein Bekannter schickt ein Winterbild von der Grenze.


Was für Soldaten sind es genau, die auf dem Foto zu sehen sind, das am 17.März 1917 in Tann-Rüti im Zürcher Oberland abgeschickt wurde? – Zum einen sind es Schweizer Soldaten zusammen mit Schweizer Grenzbeamten. Bei den berittenen Offizieren im Hintergrund handelt es sich wahrscheinlich um Angehörigen der deutschen Armee.
Unsere Vermutung stimmt, dies1915-winter-pano.jpg bestätigt uns Jürg Burlet, Sachverständiger für museale Aspekte, Kurator Schweizerisches Landesmuseum, Oetwil a.S. ZH: Sie vermuten richtig, es sich Schweizer und Deutsche, irgendwo an der Westgrenze.
Von links nach rechts:
1. Schweizer Füsilier mit Kaput und Gewehr, II. Kp. (die Bataillonsnummer ist vom Käppi-Überzug abgedeckt)
2. Deutscher zu Pferd
3. Schweizer Grenzwächter, mit Mütze und Mantel
4. Deutscher zu Pferd
5. Schweizer Füsilier mit Kaput und Gewehr
6. Schweizer mit Feldmütze und Schürze (Küchenmannschaft)
7. Schweizer Füsilier mit Kaput und Gewehr
8. Schweizer Füsilier mit Feldmütze und Arbeitsbluse (hinten)
9. Schweizer Korporal mit Kaput und Gewehr
10. Schweizer Füsilier mit Kaput (hinten)
11. Schweizer Wachtmeister mit Feldmütze und Arbeitsbluse
12. Schweizer Fourier mit Feldmütze und Arbeitsbluse
13. Schweizer Füsilier mit Feldmütze und Arbeitsbluse (hinten mit Hund)
14. Schweizer Korporal (Küchenchef) mit Feldmütze und Schürze
Auf der Rückseite wird keinen Bezug auf die Szene genommen. Immerhin ist klar, dass der Schreibende Dienst in der Schweizer Armee geleistet hat:
1915-winter-verso.jpg
«Werter Herr Landwehr
Kamen soweben in Besitz Ihrer w.Karten. besten Dank. Montag abend kehrte ich nach 7 1/2 monatl. Grenzdienst nach Hause zurück.
Empfangen Sie die besten Grüsse herzl. Wünsche auf Ihr fernes Wohlergehen von: (Name unlesbar)
Tann-Rüti, 17.III.1915»
1915-winter-verso-detail.jpg
Das Foto ist erstaunlich differenziert und enthüllt seine Qualitäten erst in der Vergrösserung. Ein Gruppenbild, das aus zwei Polen besteht: Links ist ein Offizier im langen Wintermantel zu sehen, er wird eingerahmt von zwei berittenen Soldaten im Hintergrund. Rechts im Bild eine Soldatengruppe aus verschiedenen Einheiten. Zwei davon mit Schürze, möglicherweise hatten sie in der Küche Dienst. Auch ein Hund respektive dessen Beine sind zu sehen. Ein Hinweis auf den Grenzdienst. Möglich, dass der Zaun, der durchs Bild hindurch geht, zur Grenzschranke gehört. Das Zelt im Hingergrund ist nachträglich mit der Zahl 2-425 beschriftet.
1915-winter-pano.jpg
Ein weiterer Vergrösserungsschritt zeigt Gesichter, Uniformen und Ausrüstung noch deutlicher. Auffallend das auf dem Karabiner aufgesteckte Bajonett. Eigentlich eine martialische Pose. Das Bild, wiewohl gestellt und inszeniert, wirkt merkwürdig ruhig. Das war wohl auch die unterschwellige Botschaft: Macht Euch zuhause keine Sorge.
1915-winter-detail.jpg
Fotos, die Angehörige der Schweizer Truppen zusammen mit deutschen Soldaten und Grenzwächtern zeigte, waren offenbar nicht so ungewöhnlich. Auch in der Chronikstube Rafz – eine kleine Gemeinde im Kanton Zürich an der Grenze zu Deutschland – findet sich ein solches Bild (Hebeisen 2014, S.90)
Thomas Neukom: Ruhe im Krieg – Unsicherheit danach: Die Situation an der Landesgrenze in Rafz. In: Hebeisen, Erika et al.: Kreigs- und Krisenzeit. Zürch während des Ersten Weltkrieges. Zürich 2014.
1915-winter-detail-dt-sold.jpg
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Copyright Text und Bild: Dominik Landwehr
Winterthur 2014
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