Unser Sohn Niki, der in zwei Monaten 14 wird, fragte uns vor einigen Tagen, was denn eigentlich Einstein genau erfunden, was er gesagt habe.
Tja, wie war das nun genau. In einigen wenigen Sätzen erklärt. Oder meinetwegen in einigen vielen Sätzen. Betretenes Schweigen. Dann haben wir die Dinge zusammen gekratzt, die uns in den Sinn gekommen sind. Also, da ist mal die Geschichte mit dem Aether als Medium der Leere. Im Weltraum, so haben wir erklärt, ist kein Aether. Sondern nichts. Sehr anschaulich. Zum nächsten: Die Lichtgeschwindigkeit, so bröckelte es weiter aus uns heraus, ist überall gleich gross. Auch das sehr anschaulich. Was wissen wir noch? E = mc hoch zwei. Das bedeutet in der Masse riesig viel Energie steckt. Und eben auch die Atombombe.
Das wars dann. Mir fällt auf, wie sicher wir uns mit diesem doch eher kläglichen Alltagswissen fühlen. Natürlich wüssten wir gerne mehr, aber so richtig intensiv ist der Wunsch wohl doch nicht, sonst wären wir der Sache eher nachgegangen. Oder hätten mehr Erfolg dabei gehabt. Einfach wäre es ja. Eine meiner Lieblingsseiten ist Wikipedia. Das ist das Gute am Einstein Jahr, man wird wieder neugierig. Natürlich gibts auch in der Wikipedia einen tollen Einstein Artikel
Die Geschichte mit dem kläglichen Versagen unserer physikalischen Allgemeinbildung bringt mich zu einer anderen kleinen Geschichte: Durch unseren Internet Wettbewerb ThinkQuest, hatte ich während einiger Monate intensiveren Kontak mit dem Cern in Genf. Auf einem Rundgang durch die Anlagen gestand ich, dass ich eigentlich keine Ahnung habe, was hier genau passiere und wohl auch keinen Zugang finden würde. Unser Führer, der damalige PR Chef des Cerns entegnete mir sinngemäss, er stelle immer wieder eine Scheu, ja sogar fast eine Weigerung von sonst sehr klugen Menschen fest, sich mit den grundlegenden Gedanken der Cern-Forschung zu beschäftigen. Seine Worte hallten lange nach und beschämten mich ehrlich gesagt auch. Ich habe mir dann ein paar einfache Bücher besorgt und ein paar vergnügliche Stunden verbracht. Die Grundlagen der Quantenmechanik verstehe ich, das muss ich ehrlich sagen, auch in vereinfachten Ausführungen („Quantenphysik für Kinder“) nicht wirklich. Bei den Cern-Forschungen ists zum Glück ein wenig besser: Mir ist heute klar, dass es im Wesentlichen darum geht genau hinzuschauen, was passiert, wenn man Atomkerne mit hoher Geschwindigkeit ineinander krachen lässt. Bei diesen Kollisionen enstehen für unvorstellbar kurze Zeitmomente kurzlebige Teilchen. Das sind die Quarks. Und davon gibts nur eine begrenzte Menge – so will es das „Standard Modell“. Den neusten, milliardenschweren Beschleuniger („Large Hadron Collider“) baut das Cern heute auf der Jagd nach einem dieser Teilchen. Man müsste dieses Teilchen, so erklärte mir eine Professorin in theoretischer Physik, schon wenige Momente, nachdem das neue Gerat angeschaltet wurde, „sehen“. Wenn mans dann nicht sieht, dann gibts das Teilchen nicht.
Drei Quellen zum Thema Teilchenphysik möchte ich hier erwähnen: Zum ersten einen wunderbaren Aufsatz von Hans Magnus Enzensberger im Buch „Die Elixiere der Wissenschaft“. Zum zweiten ein ebenso wunderbares Buch der Konstanzer Wissensschafts Soziologin Karin Knorr Cetina „Wissenskulturen“. Sie berichtet darin über eine Feldforschung in der untersucht wird, wie Wissen produziert wird – am Beispiel des Genfer Cern Labors. Und schliesslich gibts eine tolle Website namens Teilchenzoo, die von zwei 17jährigen Mädchen im Jahr 2002 für den Internet Wettbewerb ThinkQuest eingereicht wurde.