Das Smartphone als kulturelles Leitobjekt

Das kulturelle Leitobjekt der Gegenwart ist ohne Zweifel das Smartphone. Zweimal habe ich mich in den letzten paar Wochen mit diesem Thema befassen dürfen, einmal kurz und einmal lang.
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Einen Kurztext zum Thema habe ich für eine interne Publikation verfassen dürfen:
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Der Bordcomputer
Mein erstes Handy war gar nicht handy. Es wog fast zehn Kilo und kostete über zehntausend Franken. Es gehört auch nicht mir selber sondern dem Radio, wo ich anfangs 80er Jahre arbeitete. Man konnte mit diesem Telefonklumpen genau drei Minuten am Stück telefonieren. Wir brauchten es für Reportagen.
Ein Handy gibt’s heute bereits für zwanzig Franken. Fast alle haben ein Smartphone, das mehr kostet und auch mehr kann und eigentlich ein kleiner Computer ist. Die Anwendungen heissen Apps und davon kann man offenbar nie ganz satt werden. Das deutsche Nachrichtenportal SPIEGEL-online interviewte an der Internet Konferenz re:public in Berlin anfang Mai einen Benutzer, der über 500 Apps auf seinem Smartphone hatte.
Das Ding kann nicht nur rechnen, sondern offenbar auch fühlen. Dafür hat es Tentakel und Sensoren und das alles nicht zu knapp. Ein neueres Smartphone soll locker ein Dutzend davon eingebaut haben. Zusätzliche Sensoren ermöglichen auch das Messen von Blutdruck, Blutzucker oder steuern das Hörgerät und wohl bald auch den Herzschrittmacher. Ovularing heisst ein Sensor, der die Temperatur im Innern des Körpers einer Frau misst und so die fruchtbaren Tage bestimmen kann.
Das Smartphone wird zur Kontrollzentrum über meinen eigenen Körper und natürlich hat auch mein Arzt in Echtzeit Zugriff auf diese Daten. Macht Sie das ein bisschen unruhig, nervös? – Willkommen in der Moderne. Neurasthenie und Nervosität sind die Krankheiten der Moderne und werden seit Beginn des 20.Jahrhunderts erforscht. Aussteigen? – Will doch gar keiner: Die die grösste Angst meiner Zeitgenossen ist, dass der Akku einmal leer ist.
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Eine etwas längere Variante erschien in der Aprilnummer des Luzerner Kulturmagazins 041.
Download des Artikels aus dem 041_Kulturmagazin file
Die beiden Bilder entstanden 2013. Das Bild oben zeigt zwei amerikanische Teenager auf dem Turm des Doms von Florenz. Das Bild unten zeigt eine Gruppe von asiatischen Pilgern beim Sinnen eines religiösen Liedes auf dem Berg der Versuch im Heiligen Land. Texte und Bilder Dominik Landwehr
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