Drohnen

Etwas war anders an diesem strahlenden aber eiskalten Tag nach Weihnachten: Der ausgebliebene Schnee und die trockene Witterung hatten mich zu einer Fahrt mit meinem Mountainbike verführt. Seit Minuten hörte ich nun schon dieses leise Summen und es begann mich zu irritieren. Es kam bon oben. Tatsächlich: 50 Metern über dem Boden flog etwas. Fliegen? – Das Ding stand bockstill als hätte es dort jemand aufgehängt. Eine Drohne, schoss es mir durch den Kopf!  Und nicht weit davon war der Pilot: ein 12jähriger Junge, der offenbar frisch ausgepacktes Weihnachtsgeschenk ausprobierte!

Ich hätte die kleine Begegnung schnell vergessen, wäre mir nicht wenige hundert Meter später eine zweite Drohne begegnet. Ich stieg ab und verwickelte den Piloten – diesmal ein Mann um die 40 –  in ein Gespräch. Er hätte das  Fluggerät für 1000 Franken einen Profifotografen abkaufen können und sei nun daran sein idyllisch gelegenes Elternhaus in der Wintersonne zu filmen. Die Drohne sei nicht sehr schwer zu steuern, erzählte er, man würde das sofort begreifen.

Drohnen haben eine kriegerische Vergangenheit: Unbemannte Flugzeuge werden schon seit Beginn des 20.Jahrhundert militärisch eingesetzt und haben im Afghanistankrieg eine traurige Berühmtheit erlangt: Wir erinnern uns an die Piloten der US Navy, die von ihrem Kommandoposten aus in Texas tödlich Missionen in Zentralasien flogen.

Was hat sich geändert: Die Technik ist so billig geworden, dass Drohnen heute ein Massenspielzeug geworden sind. Banal ist die Technologie dieser autonomen Flugzeuge nicht: Positionssensoren, GPS und vier kleine Elektromotoren müssen fein aufeinander reagieren und ihre Aktivitäten in Bruchteilen von Sekunden anpassen können.

Auch wenn uns nicht immer wohl ist dabei: Wir erleben einen bahnbrechenden technischen Fortschritt: Eine Technologie, die bis vor wenigen Jahren dem Militär vorbehalten war, erobert den Alltag. Zivile Anwendungen gibt’s en masse: Sei es in der Meterologie, in der Landwirtschaft, beim Schutz von Wildtieren – und natürlich auch in den Medien. Jeder, der schon einmal mit dem Smartphone aus dem Flugzeug gefilmt hat, weiss das: Drohnenvideos sind spektakulär.

So wie es auf der Strasse Verkehrsregeln gibt, so braucht es auch im dreidimensionalen Raum Regeln. Diese Regeln haben wir erst zum Teil – also müssen sie entwickelt werden. Und wie sieht es aus mit dem Schutz der Privatsphäre? Klar, auch das brauchen wir. Aber das ist kein Grund Drohnen zu verbieten in einer Zeit in der jeder begabte Sekundarschüler eine Wanze oder gar eine Videokamera im Lehrerzimmer verstecken kann.

Die Drohnen können übrigens nicht verloren gehen; Hätte man sie einmal aus den Augen verloren würde sie den Heimweg per Knopfdruck selber finden, wusste mein Gewährsmann zu berichten.  Voraussetzung sei allerdings,  dass kein Hindernis im Weg sei, dies könnte das Gerät noch nicht sehen.

Mehr Beobachtungen und Informationen zum Thema Digital Life und Digitale Kultur gibt’s unter www.digitalbrainstorming.ch

Im Bild: Noch eine Drohnengeschichte: Niki probiert eine Spielzeugdrohne aus.

 

 

 

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