In Memoriam Herbert W. Franke (1927 – 2022)

Er war in den 1970er Jahren der wohl bekannteste Science Fiction Autor im deutschsprachigen Raum: Herbert W. Franke. An seinem 85 Geburtstag im Mai 2012 konnte ich mit ihm ein 40-minütiges Gespräch führen. Herbert W. Franke ist am 16.Juli 2022 im Alter von 95 Jahren verstorben.

Herbert W.Franke im Gespräch mit Dominik Landwehr am 14.mai 2012 in Freiburg im Breisgau.

Herbert W. Franke war bis ins hohe Alter aktiv – davon spricht er auch im Interview im Jahr 2012. Damals hatte er zahlreiche Freunde und Bekannte zu einem Geburtstagsfest in den Roten Bären nach Freiburg i.Br. eingeladen. Über die Anfrage für ein längeres Gespräch hatte er sich genau so gefreut wie Jahre zuvor zu einer Lesereise, die für den damals fast 80jährigen beschwerlich gewesen sein muss.

Herbert W. Franke im Jahr 1954 mit einem Analogrechner. Foto Archiv Herbert W.Franke.

Für mich war Herbert W. Franke damals einfach ein Science Fiction Autor aus dem deutschsprachigen Raum. Seine Romane waren Beststeller. Aber Herbert W. Franke war mehr als das: Er war Physiker, hatte geforscht und sich danach einen Namen als Sachbuchautor gemacht. Fasziniert war er auch von der Kunst und er überlegt sich, wie man mit den Mitteln der Technik Kunst schaffen könnte. In einer seiner letzten Ausstellungen im Sommer 2012 konnte er wichtige Werke aus seinem Schaffen noch einmal zeigen. Einige können wir hier abbilden.

Herbert W. Franke: Mondrian-Piano 1979. Bild Archiv Herbert W. Franke

Was der Kunsthistoriker Peter Weibel zum 80.Geburtstag von Herbert W. Franke schrieb, gilt selbstredend auch heute, wo wir den 85.Geburtstag des vielseitig begabten Künstlers feiern


„In romantischen Gemeinplätzen schwankt die Definition des Künstlers zwischen Priester, Soldat und Arzt. Der Künstler der Zukunft wird seine Rolle finden zwischen Wissenschaftler, Ingenieur und Schriftsteller. Herbert W. Franke ist ein Künstler der Zukunft.“

So etwas wie einen Ruhestand kenne er nicht, erklärt Franke im Interview. Tatsächlich lässt sich in seiner Biografie keine entsprechende Zäsur entdecken. Noch 2008 wurde Franke zum „Senior Fellow“ am Zuse-Forschungs-Institut Berlin ernannt – mit der Freiheit an jenen Themen zu arbeiten, die ihm Spass machen, erklärt Peter Deuflhard, Direktor des renommierten Berliner Institutes an der Geburtstagsfeier, die gleichzeitig die Vernissage der in Freiburg im Breisgau. Ausstellung war.

Herbert W. Franke war und ist wohl so etwas wie ein Freigeist: Gerade mal fünf Jahre lang hat es der 1927 geborene und 1950 promovierte Physiker in der Industrie ausgehalten, gearbeitet hat er damals im Marketing der Firma Siemens. Danach war klar: Nur freiberuflich konnte er seinen Ideen nachleben.

Angefangen hat er mit wissenschaftlicher Fotografie. Dies war naheliegend, hatte er sich doch schon während seines Studiums mit dem neu entdeckten Elektronenmikroskop befasst und dabei die überraschende Feststellung gemacht, dass physikalisch-optische Fehler reizvolle Muster erzeugen. Und diese Muster interessierten ihn bald mehr, als die einfach Abbildung von physikalischen Prozessen. Zu seinen ersten Arbeiten zählen die so genannten Oszillogramme Mitte der 50er Jahre , die auch in der aktuellen Ausstellung gezeigt werden. Franke hat in diesen Arbeiten nicht einfach nur Schwingungen sichtbar gemacht und festgehalten: Er hat einen Fotoapparat langsam über den kleinen Bildschirm des Oszilloskops gezogen. Die dabei aufgetretenen Muster und Verzerrungen faszinierten ihn und daraus gestaltete er das Bild.

Herbert W.Franke: Rotationen-Projektionen aus dem Jahr 1974. Bild Archiv Herbert W. Franke