Erster Weltkrieg: Brieftauben und Funktelegrafie

Vor 100 Jahren hat der Erste Weltkrieg begonnen. Rechtzeitig zum Jubiläum hat das Schweizer Bundesarchiv 5000 Fotos aus dieser Zeit zugänglich gemacht. Wir haben uns in diesem Bilderschatz auf die Suche nach den Übermittlungstechnologien jener Zeit gemacht …
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Wie sucht man 5000 Fotos durch? – Die Internetseite von Wikimedia macht es recht einfach. Sie erlaubt immer 200 Fotos aufs Mal in Miniaturansicht darzustellen. Mit 25 Mal klicken ist man also durch. Zwar lässt in der Reihenfolge der Bilder keine Logik erkennen, es gibt aber so etwas wie thematische Cluster. Rund zwanzig Fotos haben wir herausgefiltert. Sie zeigen Brieftauben, Semaphore, Telefoniegeräte, Funkeinrichtungen und Postkutschen. Die Internetseite entstand übrigens 2013 im Rahmen einer Kooperation zwischen dem Schweizerischen Bundesarchiv und Wikimedia Schweiz.
Der erste Weltkrieg wird vielfach als der der erste moderne Krieg bezeichnet. Viele Waffensysteme wurden in diesem Krieg zum ersten Mal eingesetzt, einige wurden während des Krieges erfunden oder weiterentwickelt. Das gilt etwa für das Maschinengewehr, es gilt auch für Fliegerbomben und Panzer und allem voran das Giftgas.
Auch auf dem Gebiet der Übermittlung hat der Erste Weltkrieg Technikgeschichte geschrieben: Kabeltelegrafie war bereits seit Mitte des 19.Jahrhunderts Standard, die Telefonie im letzten Viertel des 19.Jahrhunderts, dazu gehört auch der militärische Einsatz.
Die Funkübermittlung wurde kurz nach der Jahrhundertwende entwickelt und dürfte im Ersten Weltkrieg erstmals in grösserem Stil eingesetzt worden sein. Noch nicht erfunden war aber das Radio als Massenkommunikationsmittel. Seine Geburt verdanken wir, wie Friedrich Kittler berichtet, einem Offizier, der die technischen Anlagen zur Übermittlung von Musik benutzt und sich damit des «Missbrauchs von Heeresgerät» schuldig machte.
Aus welchen Gründen die Fotos hergestellt wurden, ist aufgrund der vorliegenden Informationen nicht klar. Ob das Bundesarchiv mehr dazu weiss, müsste geklärt werden. Bei der Durchsicht der Bilder drängen sich einige Möglichkeiten auf: Dokumentation zu Repräsentationszwecken, vor allem bei offiziellen Anlässen und Figuren. Bei der vorliegenden Auswahl dürfte aber mehr das Bedürfnis nach Dokumentation im Vordergrund gestanden haben. Denkbar ist auch, dass die Fotos zu Schulungszwecken, allenfalls auch Inventarisierung, hergestellt wurden. Bei der Auslegeordnung des Morsegerät-Zubehörs drängt sich dieser Schluss geradezu auf.
Die Fotos wurden auf im Negativverfahren auf Glasplatte im Format 9 x 12, 10 x 15 oder 13 x 18 cm aufgenommen. Die Mehrheit der ausgewählten Fotos wurde im Format 13 x 18 aufgenommen. Das verhältnismässig grosse Negativformat dürfte auch die hohe Qualität der dokumentierten Aufnahmen erklären. Unklar ist aufgrund der vorliegenden Information, ob für die Scans die Originalplatten vorgelegen haben. Bei den hier gezeigten Bilder handelt es sich ohne Zweifel um gestellte Aufnahmen, was aber den kulturgeschichtlichen Wert nicht schmälert.
In den meisten unserer Bilder ist auch der Fotograf angegeben. Beim Bild der Postkutsche auf dem Splügenpass beispielsweise wird ein Walter Mittelholzer genanntn. Mit grosser Wahrscheinlichkeit handelt es sich hier um den Schweizer Flugpionier Walter Mitttelholzer (1894 – 1937). 1914 bei Kriegsausbruch war er 20jährig. Er trat während des Ersten Weltkriegs als Fotograf in die von Oskar Bider geleitete Militärpilotenschule ein und erwarb 1917 das zivile Fliegerbrevet, lesen wir im Historischen Lexikon der Schweiz. Einmal ist auf den unten dokumentierten Fotos übrigens ein Fotograf im Bild: Auf dem Foto mit den Tauben ist rechts aussen ein Mann mit Bart und Brille zu sehen, der in der Hand eine Kamera trägt.
Die Fotos des Bundesarchives waren wohl schon vor der Digitalisierung gut erschlossen. Überall ist eine Bildbeschreibung vorhanden. Der historische interessierte Zuschauer wünschte sich natürlich mehr Informationen. Was heute fehlt, ist morgen vielleicht vorhanden. Mit zunehmender Verbreitung der Bilder steigt auch die Möglichkeit, dass zusätzliche Informationen aus dem Publikum eintreffen: «Es gibt zu jedem Foto eine Commons-Seite. Dort kann man Kommentare abgeben. Es gibt auch die Möglichkeiten, Metadaten zu ergänzen,», schreibt Micha R.Rieser, der Wikipedian in Residence des Schweizer Bundesarchivs in einem Facebook-Kommentar am 12.August 2014.
Wir wissen in den meisten Fällen nichts über den Fotografen. Da und dort ist er angegeben. Einmal beispielsweise heisst es „Mittelholzer“. Denkbar, dass es sich hier um den Schweizer Flugpionier Walter Mitttelholzer (1894 – 1937) handelt. 1914 bei Kriegsausbruch war er 20jährig. Er trat während des Ersten Weltkriegs als Fotograf in die von Oskar Bider geleitete Militärpilotenschule ein und erwarb 1917 das zivile Fliegerbrevet, lesen wir im Historischen Lexikon der Schweiz. Einmal ist auf den unten dokumentierten Fotos übrigens ein Fotograf im Bild: Auf dem Foto mit den Tauben ist rechts aussen ein Mann mit Bart und Brille zu sehen, der in der Hand eine Kamera trägt.
Die Fotos des Bundesarchives waren wohl schon vor der Digitalisierung gut erschlossen. Überall ist eine Bildbeschreibung vorhanden. Der historische interessierte Zuschauer wünschte sich natürlich mehr Informationen. Was heute fehlt, ist morgen vielleicht vorhanden. Mit zunehmender Verbreitung der Bilder steigt auch die Möglichkeit, dass zusätzliche Informationen aus dem Publikum eintreffen: «Es gibt zu jedem Foto eine Commons-Seite. Dort kann man Kommentare abgeben. Es gibt auch die Möglichkeiten, Metadaten zu ergänzen,», schreibt Micha R.Rieser, der Wikipedian in Residence des Schweizer Bundesarchivs in einem Facebook-Kommentar am 12.August 2014.
Die Fotos aus dem Bundesarchiv mögen nicht repräsentativ sein, sie erlauben doch einige Einsichten: Auch die Schweiz setzte die damals modernsten Übermittlungstechnologien ein. Wie erfolgreich man dabei war, entzieht sich natürlich unserer Erkenntnis. Interessant ist aber ein zweiter Schluss: Auch die alten und bewährten Übermittlungstechnologien wurden weiterhin verwendet. Dazu zählt die Signal- oder Semaphortechnik, der Einsatz von Brieftauben und natürlich auch die Post.
Darüber hinaus haben die Bilder aus dem Bundesarchiv natürlich auch einen ästhetischen Wert: Die hier zugänglich gemachten Bilder sind handwerklich von hoher Qualität, sie vermitteln zudem auch ein gewisses Mass an Stimmung und Atmosphäre. Dass sie online zugänglich sind und kostenlos benutzt werden dürfen ist im höchsten Masse sinnvoll.
Signaldienst_-_CH-BAR_-_3236472-standard.jpg
Signaldienst. Darin: Division 4. Ort: Reinach
Original: Negativ; Glasplatte; Silberbromid; 9x12cm
Signatur: CH-BAR#E27#1000/721#14093#379*
Creative Commons Licence CC-BY-SA 3.0/CH
Fotograf: Unbekannt
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Beim_Signaldienst_-_CH-BAR_-_3238097_tif.jpg
Beim Signaldienst. Darin: Gebirgsbrigade 3
Original: Negativ; Glasplatte; Silberbromid; 13x18cm
Signatur: CH-BAR#E27#1000/721#14095#1666*
Ort: Courrouse
Fotograf: Paul Bonzon
Creative Commons Licence CC-BY-SA 3.0/CH
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Brieftauben_werden_freigelassen_-_CH-BAR_-_3238327.jpg
Brieftauben werden freigelassen
Original: Negativ; Glasplatte; Silberbromid; 13x18cm
Signatur: CH-BAR#E27#1000/721#14095#1980*
Ort: Bern
Fotograf: Aug. Gysi
Creative Commons Licence CC-BY-SA 3.0/CH
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Soldat_in_der_Empfangsstation_für_drahtlose_Telegraphie_-_CH-BAR_-_3239488.jpg
Soldat in der Empfangsstation für drahtlose Telegraphie des Armeestabes. Darin: Armeestab
Original: Negativ; Glasplatte; Silberbromid; 13x18cm
Signatur: CH-BAR#E27#1000/721#14095#3511*
Ort: Unbekannt
Fotograf: Unbekannt
Creative Commons Licence CC-BY-SA 3.0/CH
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Das_Zubehör_zum_Morseapparat_-_CH-BAR_-_3241629.jpg
Das Zubehör zum Morseapparat
Original: Negativ; Glasplatte; Silberbromid; 13x18cm
Signatur: CH-BAR#E27#1000/721#14095#5628*
Ort: Unbekannt
Fotograf: Unbekannt
Creative Commons Licence CC-BY-SA 3.0/CH
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Eine_drahtlose_Funkstation_im_Felde_-_CH-BAR_-_3238837.jpg
Eine drahtlose Funkstation im Felde. Darin: Funk Pionier Kompanie 7. Ort. Ins
Original: Negativ; Glasplatte; Silberbromid; 13x18cm
Signatur: CH-BAR#E27#1000/721#14095#2546*
Ort: Ins
Fotograf: Unbekannt
Creative Commons Licence CC-BY-SA 3.0/CH
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Vollausgerüsteter_Telefonsoldat_-_CH-BAR_-_3238084.jpg
Vollausgerüsteter Telefonsoldat. Darin: Telegraphen Pionier Kompanie 3
Original: Negativ; Glasplatte; Silberbromid; 13x18cm
Signatur: CH-BAR#E27#1000/721#14095#1652*
Creative Commons Licence CC-BY-SA 3.0/CH
Ort: Delsberg
Fotograf: Paul Bonzon
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Wechsel_des_Postpersonals_für_die_Weiterfahrt_-_CH-BAR_-_3236877.jpg
Wechsel des Postpersonals für die Weiterfahrt nach Splügen bzw. Chiavenna.
Rechts die schweiz links die ital. Grenzwachthütte.
Ort: Splügen (gemeint ist wohl Passhöhe Splügenpass DL)
Fotograf: Walter Mittelholzer
Fotografie Negativ; Glasplatte; Silberbromid. 10x15cm
Signatur CH-BAR E27#1000/721#14094#2563*
Creative Commons Licence CC-BY-SA 3.0/CH
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Wikimedia-Seite mit der Sammlung der Fotos aus dem Bundesarchiv
CH-BAR Collection First World War Switzerland
Zusammenarbeit zwischen Bundesarchiv und Wikimedia
digital Brainstorming: 5000 Bilder aus dem Ersten Weltkrieg online
Edited August 13, 2014 by Dominik Landwehr

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