Sie sind nicht zu übersehen, die Flüchtlinge aus Venezuela. Wir haben sie in alle Städten von Kolumbien angetroffen.
In Santa Marta entdecken wir im abendlichen Marktgeschehen eine Auslage mit bunten, dekorativen Taschen. Erst beim näheren Hinsehen wird klar, woraus sie hergesellt sind: Aus venezolanischen Banknoten. Die Inflation hat sie praktisch wertlos gemacht. Und so sind diese Taschen ein bizarrer Hinweis auf die Not im Nachbarland.
Gemäss offiziellen Angaben sind über eine Million Venezolaner in Kolumbien, allein in Bogotá sollen es über 200 000 sein. Das liegt auch daran, dass die beiden Länder bis vor kurzen sehr eng Beziehungen unterhalten und für Ein- und Ausreise keinerlei Visa verlangt haben. Venezuela und Kolumbien sind auch durch die Geschichte eng verbunden und Teil von Simon Bolivars Vision einer grossen geeinten geografischen Region „die vereinigten Staaten von Südamerika“.
Angesichts dieser Zahlen darf vermutet werden, dass der Grossteil der Flüchtlinge aus dem Nachbarland für den Touristen unsichtbar bleibt und irgendwo arbeitet. Es dürften prekäre Arbeitsverhältnisse sein. NGOs und auch das Internationale Komitee vom Roten Kreuz unterhalten in verschiedenen Städten Programme, speziell für Frauen und Kinder.
Uns schien, die Menschen aus Venezuela würden von den Kolumbianern respektiert, viele geben den Bettlern in den Strassen auch Geld.
Einige kommen dabei auf ausgefallene Ideen: in Bogotá entdecken wir eine mobile Velo-Werkstatt, in Medellin zeigen Jugendliche aus Venezuela ein artistisches Programm: Sie nutzen dafür die Wartezeigen an einer Verkehrsampel aus und packen ihre Performance in eine Einminuten-Show und auch für das Geldsammeln reicht die Zeit ganz knapp.