Rumänien-Reisenotizen: Das Geburtshaus von Elie Wiesel in Sighet

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Der weite Rückweg von Viseu de Sus nach Budapest führt über Sighet, heute Sighetu-Marmatiei. Wir parken das Auto im Stadtzentrum und machen uns auf die Suche nach dem Geburtshaus von Elie Wiesel. Es ist schnell gefunden: Ein stattliches, eingeschossiges Bürgerhaus, wie es hier Dutzende gibt. Was soll man an einem solchen Ort denken?


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Vielleicht ist die Frage falsch gestellt. Vielleicht muss man Orte wie diesen hier zunächst einfach einmal besuchen, verweilen, anschauen. Das Wenige, was hier ist, zur Kenntnis nehmen. In diesem Fall ein einfaches Haus, mit bescheidensten Mitteln in eine Gedenkstätte umgewandelt. Draussen eine Tafel, die mehr verbirgt als enthüllt. Nicht der Nobelpreis macht diesen Ort wichtig. Aber muss das gesagt werden?
In diesem Haus wurde der Schriftsteller Elie Wiesel am 30.September 1928 geboren – im ganzen Distrikt lebten damals 30 000 Juden, allein in Siget über 3000. 1944 – so spät, ist man versucht zu sagen – begannen die Nazis die Juden aus dem damalige Ungarn, zu dem auch Siget gehörte, zu deportieren. Elie Wiesel überlebte die Konzentrationslager der Nazis und legt in seinen Büchern Zeugnis ab von der Vernichtung der europäischen Juden.
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Man muss solche Orte besuchen. Auch wenn man die Bilder von Roman Vishniac kennt, so fällt es doch schwer, sich das Leben in dieser ungarischen Stadt in den 30er Jahren vorzustellen. Und zu begreifen, was hier passiert ist, warum es passiert ist, was wäre, wenn es nicht geschehen wäre.
Woher die Scheu darüber nachzudenken, darüber zu reden? – Es gibt Gründe: Die Furcht, nicht die angemessenen Worte zu finden. Geschichte lebt aber nur, wenn sie immer wieder neu erzählt wird, in unserer Sprache, mit eigenen Worten.
Holocaust-Überlende aus Rumänien. Texte und Bilder von Dominik Landwehr aus dem Jahr 1997

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