Rumänien-Reisenotizen: Aufgemalte Turmuhren

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Beobachtung in zwei kleinen Dörfern in der Nähe von Reghin (Sächsisch-Regen) im rumänischen Siebenbürgen. Beide Ortschaften besitzen stattliche Kirchen mit einer kleinen Turmuhr. Beim näheren Hinsehen stellt sich heraus, dass nicht nur die Turmuhr gemalt ist, sondern auch deren Zeiger. Die Uhr erfüllt also ihre eigentliche Funktion gar nicht. Warum ist das wohl so? Und erfüllt die Uhr ihre Funktion wirklich nicht?


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Aufgemalte Turmuhren – das Bild ist so schön, dass man unwirklich an Walter Benjamins Denkbilder erinnert wird. Einfach Erklräungen sind schnell zur Hand: Armes Dorf, wenig Geld, Wunsch es anderen gleich zu tun. Möglich. Frage an einen Bewohner der Gegend: Warum ist da keine richtige Uhr drin. Antwort: Weil die genaue Zeit irrelevant ist. Auch das ein möglicher Ansatz. Aber warum dann die Uhr, dann könnte man es auch lassen – schliesslich gibt es auch Kirchen ohne Uhren, man denkt etwa an die Holzkirchen in der Maramures Region.
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Vielleicht gibts noch eine andere Erklärung: Die Turmuhr ist ein kulturelles Muster – ein Zeichen. Es besteht aus einem Kirchturm und einer Uhr und das Zeichen hat seine Bedeutung unabhängig vom mechanischen Funktionieren der Uhr. Denn vielleicht dient die Turmuhr nicht nur zum Anzeichen der genauen Zeit sondern ist vielmehr eine Erinnerung an das ständige Verfliessen der irdischen Zeit im Kontrast zu einer anderen Zeit.

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