Rumänien 2010 (6): Holzkirchen in Maramures

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Die Kirchen Siebenbürgens, die weltberühmten Kirchenburgen im Innern des Karpatenbogens sind aus Stein, nur die Dächer sind aus Holz. Die Kirchen der Maramures sind aus Holz. Im Bild die Kirche von Ieut im Iza-Tal.


Kirchen sind aus Stein, gebaut für eine Ewigkeit – oder mindestens eine halbe Ewigkeit. Die Holzkirchen der Maramures sind ganz anders. Sie liegen oft neben den Dörfern und sind von Ferne nicht sofort zu erkennen.
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Sie sind ganz anders als alles, was wir von Kirchen kennen und entstanden bereits im 14.Jahrhundert. Die schlanken, fragilen Türme die zum Himmel streben scheinen so zerbrechlich – nicht gebaut für die Ewigkeit, auch nicht für eine halbe Ewigkeit. Ein Blitz, ein Funke und sie könnten verbrennen, verschwinden. Das ist so ein radikal anderer Gestus. Vorsichtig, fragil, fragend. Ein leises Gebet.
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Überraschung auch im Innern der Holzkirchen: Der dunkle Innenraum ist klein, fast familiär und bietet Platz für eine Handvoll Leute. Überall erkennen wir eine Dreiteilung: Einen Vorraum, den Hauptraum und dahinter, abetrennt durch die Ikonenwand, die Ikonostase, der heilige Raum, den nur der Pope betreten darf.
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Eindrücklich die Malereien, die aufs nackte Holz aufgetragen sind. Immer wieder erkennen wir dieselben Motive aus der Geheimen Offenbarung der Apostels Johannes mit den Engeln der Apokalypse, die am Ende der Zeiten kommen und die Schrecknisse über uns ausgiessen.
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Daneben ein Motiv aus dem Alten Testament – die Vision des Elias aus dem Buch des Propheten Jesaias. Er sieht Elias wie er auf einem Wagen fährt in den Himmel fährt Er hat Räder aus Feuer und wird gezogen von beflügelten Pferden. Der Pferdewagen – ein Motiv, das an den Alltag der Menschen hier erinnert.
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Wer hat diese Kirchen gebaut? Wer hat sie verziert und bemalt? – Es waren keine Architekten mit klingenden Namen; Wohl eher unbekannte Handwerker.
Die Hölle und der Teufel sind weitere beliebte Motive. In der Kirche von Poienele Izei sogar besondrs drastisch: Die Szenen aus dem Jahr 1783 zeigen wie die Teufel die Menschen in der Hölle unten schinden. Jede Berufsart scheint hier eine speziell grausame Behandlung zu erhalten. Der Höllenschlund empfängt sie mit glühenden Nüstern. Der sündige Schmid wird mit einem Blasbalg a tergo aufgeblasen, eine Engelmacherin wird gewzungen ein Kind zu essen und ein Lügner wird an seiner Zunge aufgehängt. Ein weiterer Mensch wird um einen Pfahl gebogen…
Die detailliertesten Angaben zu den Holzkirchen haben wir übrigens im Führer „Rumänien und die Republik Moldau“ von Joscha Remus und Hans Gerd Spelleken aus der Reihe „Reise Know How“ gefunden. Letzter Stand 2006.
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Aus diesem Buch erfahren wir auch, dass die wohl älteste Holzkirche des Landes nicht in der Maramures Region liegt, sondern in Nadasa, zwischen Reghin und Sovata und der Zufall will es, dass unser Weg genau dort vorbei führt…für ihren Bau soll kein einziger Holznagel verwendet worden sein.
Mehr zum Thema Holzkirchen auf den Seiten des rumänischen Tourismus-Servers.

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