Reisenotizen Rumänien: In der Teleki Bibliothek in Tirgu Mures

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Wer um Himmels Willen war Teleki? – Und wie kommt diese enorme Biblothek mit Literatur aus Barock und Aufklärung in die siebenbürgische Kleinstadt?


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Zunächst bleibt einfach mal festzustellen: Allein die Bibliothek und die andauernden Bemühungen um Erhaltung und Erschliessung sind eine Reise nach Transylvanien wert und die Vorstellung mehr als ein halbes Jahr hier gelebt zu haben – 1990 gleich nach dem Umsturz – ohne die Bibliothek und ihre Forscherinnen und Forscher kennengelernt zu haben, schmerzt etwas. Noch ist Zeit, Versäumtes Nachzuholen. Und vielleicht ist die Vorstellung, damals etwas versäumt zu haben, nichts anderes als ein grossartiger Vorwand, immer wieder hierher zu reisen.
Zu finden ist sie einfach, denn gross ist Tirgu Mures nicht und das Stadtzentrum ist in 20 Minuten auch bei grossen Fussgängermassen leicht durchquert. Nur wenig ausserhalb des engsten Stadtkerns befindet sich die Bibliothek und Besucher und Forscher werden mit offenen Armen empfangen und nicht ohne Stolz durch die gut erhaltenen und gepflegten Räume geführt. Einige Bücher liegen aufgeschlagen hier, das eine oder andere kennen wir: Georgius Agricola: De re metallica libri XII zum Beispiel, 1556 ein Jahr nach dem Tod des Naturwissenschafters erst erschienen. Viele andere bekannte Namen, darunter Erasmus von Rotterdam – aber auch viel uns unbekannte Namen in ungarischer Sprache.
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Rückfrage beim Leiter der Bibliothek: Haben SIe ein Werk von Ludwig Lavater – den Zürcher Pfarrer, dessen Gespenstergeschichten der Harry Potter des 16. und 17.Jahrunderts sind. Er holt sichtlich tief Luft, der Bibliothekar: Ein Buch von Lavater, fragt er in bestem Deutsch: 30 Werke haben wir hier und wir haben alle Titel schon vor Jahren nach Genf gemeldet. Nun, wir interessieren uns nicht für die gelehrten theologischen Ausführungen des Zwingli-Nachfolgers, sondern eben nur für dessen Gespenstergeschichten. Und sie sind hier, in einer lateinischen Ausgabe vertreten. Wunderbar.
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Bleibt noch die Klärung, wer Teleki war: Sámuel Teleki de Szék (1739-1822) gehörte zur gebildeten Oberschicht und war Kanzler des damaligen Transylvaniens. Seine ursprüngliche Sammlung umfasste 40 000 Bände – die Bibliothek wuchs später mit anderen Beständen zu den heutigen 200 000 Bänden. Verbunden mit der Bibliothek ist ein weiterer Name: János Bolyai (1802 – 1860), der dem nahegelegenen ungarischsprachigen Gymnasium den Namen gab und an den eine kleine Ausstellung in der Bibliothek erinnert. Bolyai war Mathematiker und machte einige bemerkenswerte Entdeckungen auf dem Gebiet der nicht-euklidischen Mathematik. Wenn Mathematik die zweidimensionale Ebene verlässt, gelten andere Regeln…
Mehr Infos zur Teleki Bibliothek
…und zu Janos Bolyai in der Encyclopedia Britannica und in der Wikipedia
Und mehr zu Ludwig Lavater über den ich 1983 meine Lizentiats (Magister) Arbeit verfasst habe. In Gedenken an meinen 1995 verstorbenen Professor und Lehrer Rudolf Schenda

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