Eine zufällige Begegnung im Laden des Klosters Einsiedeln hat diese Tage die Erinnerung an den 2011 verstorbenen Pater Damian Ruthishauer wieder geweckt. Er war anfangs 70er Jahre mein Zeichnungslehrer und hat mich in die Geheimnisse der Fotografie eingeweiht.
Die schönsten Schätze des Klosters sind verborgen – sie ruhen in den Bibliotheken und heute wohl in den Sicherheitstresoren des Archivs. Die Rede ist von den Handschriften. Dazu zählt etwa der Text der Mystikerin Mechthild von Magdeburg: Das fliessende Licht der Gottheit. Und dazu zählen zahlreiche Miniaturen, etwa mit der Weihnachtsgeschichte. Wir kaufen einige Postkarten mit diesen Motiven. Ein Blick auf die Rückseite zeigt um welche Handschrift es sich handelt (Codex 291), sie offenbart auch den Namen des Fotografen: Pater Damian Ruthishauser.
Pater Damian war mein Zeichnungslehrer anfangs der 70er Jahre in der Stiftsschule des Klosters. Wohl nicht lange, sonst könnte ich mehr von seinem Unterricht erzählen. Vor allem aber war er der Fotograf des Klosters. In dieser Zeit habe ich mit Fotografieren angefangen und geriet so ins Gespräch mit ihm. Einmal hat er mich mit einem Kollegen in ein Kloster nach Muotathal mitgenommen. Dort sollte er für eine Publikation des Benziger Verlages in Einsiedeln eine Muttergottes Statue fotografieren. Das ging nicht ohne Assistenten, denn seine Blitzanlage wog gut und gerne 20 Kilo. Die Aufnahmen dauerten Stunden. In dieser Zeit hat er uns etwas über das Licht, das direkte und das indirekte und das Aufhellen erzählt. Fotografiert hat er damals mit einer Plattenkamera. Die Ansprüche waren wohl sehr hoch. Interessant: Der Direktor des Verlages war selber mit dabei. Als Dank hat er alle drei – Pater Damian, C.R. und mich ins beste Restaurant im Dorf eingeladen und ermuntert, etwas Rechtes zu nehmen. Das war damals ein Steak mit Pommes Frites.
Pater Damian hatte damals in den 70er Jahren die alte Mühle des Klosters umgebaut und einen Saal daraus gemacht. Dort zeigte er dann während Jahren, möglicherweise sogar Jahrzehnten die Tonbildschau des Klosters. Für den Umbau der Mühle hat er immer wieder seine Schüler arbeiten lassen. Wir haben das damals weniger geschätzt. Die alte Mühle gibts heute noch und wenn ich das richtig sehe auch eine Tonbildschau. Und es darf vermutet werden, dass viele Bilder aus seinem reichhaltigen Archiv stammen.
Bei der Kasse erwähnte ich den Namen, frage, wann Pater Damian gestorben ist. Am 11.Mai 2011 erhalte ich zur Antwort. Wie kommt es, dass die Verkäuferin das so genau weiss? – Wortlos überreicht sie mir auf meine Frage hin ein kleines Foto mit einem Text auf der Rückseite
P. Damian Ruthishauser
Benediktiner des Klosters Einsiedeln
geboren 18.November 1931
Profess 8.September 1953
gestorben 11.Mai 2011
Im Archiv des Klosters entdecke ich ein anderes Foto. Es entstand auf einer Klassenfahrt im Mai 1972 am Bahnhof Weesen. Warum ich das so genau weiss? – Ich war da mit dabei.
Und nun entdecke ich ihn auch auf einem Foto vom 28.August 2002. Es war das 25.Maturajubiläum der Klasse, die ich besucht habe. Meine Kollegen machten 1977 in Einsiedeln Matura, ich ein Jahr später in Zürich. Schön, dass sie mich da eingeladen hatten.
Quellen
Bild oben: Kloster Einsiedeln
Bild mitte: Bildarchiv des Klosters Einsiedeln Signatur: KAE_F3_0_0111_0015
Bild unten: Privatarchiv Dominik Landwehr. Maturajubiläum 28.8.2002
Zum Klosterarchiv auch:
Dominik Landwehr: Der Löwe im Kloster (Blogeintrag vom 26.3.2013)
Fotografie und Mönchstum (Blogeintrag vom 9.9.2005)