Neue und alte Medien und ihre Verheissungen

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Ein Bild aus dem Jahr 1982: Die wichtigsten Arbeitsinstrumente aus meinem damaligen journalistischen Alltag: Telefon, Notizpapier, Schreibmaschine.


Und etwas verschämt macht sich schon die neue Welt breit in der Form eines Piepsers, der mindestens im Haus Erreichbarkeit garantierte. Und heute: Umfassende Teilhabe am grenzenlosen Wissen des grenzenlosen Netzes…das ist natürlich ironisch gemeint. Und trotzdem klingt etwas an, was mit Heilsversprechen und Heilshoffnung zu tun hat. Und genau dies ist auch das Thema der Arbeit von Jochen Hörisch: Das Heilsversprechen der neuen Medien
„Das Heilsversprechen der neuen Medien lautet nicht länger, daß wir in ferner oder näherer Zukunft dieser oder jener Erlösungserfahrung teilhaftig werden können ? sondern vielmehr, daß eben hier und
jetzt eine Kommunikation statthat, die die Grenze zur Kommunion überschreitet.“
Abgedruckt in: Jochen Hörisch: Gott, Geld, Medien. Frankfurt 2004. Suhrkamp. Mit freundlicher Genehmigung des Autors kann der Text auch gleich hier heruntergeladen werden.
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Ich denke genau darüber nach, als ich gefragt werde: Wie hat das Internet meinen Alltag verändert. Eine erste provokative Antwort: Gar nicht. Ich muss immer noch aufstehen morgens, Kinder wecken, Frühstück machen, zur Arbeit gehen (mit dem Zug), mich bei der Arbeit freuen, ärgern oder, was seltener vorkommt: langweilen.
Wenn ich genauer hinschaue, dann siehts anders aus: Einen grossen Teil meiner im Büro verbringe ich mit Mail. Oder anders ausgedrückt: Mit asynchroner Kommunikation. Und mit Telefonaten. Zielgenau dank Handy. Meine Produktivität, so würde ich mal behaupten, ist grösser als vor 20 Jahren. Nebenbei checke ich die Abfahrtszeiten der Züge – der Fahrplan ist viel dichter geworden, reserviere Hotels und Flüge und schreibe SMS.
Und dann und wann die Frage: Was ist wirklich wichtig? – Die Frage wird wichtiger, grösser mit steigendem Alter. Der Spaziergang allein oder zu zweit an der frischen Luft wichtiger.