Mit CrypTool Kryptografie spielend lernen

Kryptografie ist keine Geheimwissenschaft, auch wenn es darin um Geheimschriften und Verschlüsselung geht. Wer sich damit befasst, muss die verschiedenen Verfahren auch ausprobieren können. Dafür gibt’s seit über 10 Jahren das Programm CrypTool; es ist Open Source und wird ständig weiter entwickelt. digital brainstorming hat sich mit den beiden Informatikern und Kryptografie-Spezialisten getroffen, die die Entwicklung dieser Software leiten, und auch einen 25 Minuten Podcast dazu realisiert.


Sie tragen weder Bärte noch dicke Hornbrillen und sehen auch nicht so aus, wie sich Harry Potter Professoren für Geheimschriften vorstellen würde: Bernhard Esslinger und Arno Wacker sind zwei Informatiker und Kryptografie-Experten, die als Professoren arbeiten.
Kryptografie hatte lange den Ruf, eine Geheimwissenschaft zu sein. Heute ist das anders: Kryptografie ist angewandte Mathematik, und Verschlüsselungsprozesse sind die Grundlage der sicheren Datenübertragung. Und davon hängen praktisch alle geschäftlichen Prozesse ab, bei denen Daten übertragen werden. Wer im Internet seine Bankgeschäfte macht, eine Reise bucht oder ein Buch bestellt, er verlässt sich auf die Sicherheit der kryptografischen Verfahren und diese Verfahren werden bei jedem Geldbezug am Automaten benutzt.
Trotzdem ist das Wissen über Kryptografie nicht sehr verbreitet. Das muss nicht so sein, sagte sich der Informatiker Bernhard Esslinger, denn auch die Benutzer tragen ihren Teil zum richtigen Einsatz der Kryptographie bei. Im Auftrag der Deutschen Bank entwickelte er vor über zehn Jahren ein Lernprogramm für Kryptografie. CrypTool ist heute Open Source und wird heute von einem ganzen Team von Wissenschaftlern und Studenten aus verschiedenen Hochschulen in Deutschland, Polen, Spanien und Österreich betreut; die Entwicklung wird von Bernhard Esslinger und Arno Wacker koordiniert.

CrypTool ist dabei mehr als ein einfaches Lernprogramm: Über 200 kryptografische Verfahren oder Algorithmen lassen sich hier spielerisch ausprobieren. Das beginnt mit der einfachen Pfadfinder-Verschlüsselung, geht über historische Verfahren wie etwa das Vigenère-Verfahren oder die Enigma-Verschlüsselung bis zu modernen Prozessen der so genannten asymmetrischen Kryptografie. Zum Programm gehören auch Analyse-Instrumente. Damit lässt sich zum Beispiel ein verschlüsselter Text analysieren, Passwörter oder Schlüssellängen können getestet oder Primzahlen erzeugt werden. Primzahlen sind wichtig, denn die modernen Verfahren der so genannten RSA-Verschlüsselung basieren auf der Multiplikation und der Zerlegung von Primzahlen.

Im Kern besteht CrypTool heute aus drei Programmen, die sich alle umsonst herunterladen lassen. Hinzu kommt die Internetseite www.cryptool.org – sie ist mehr als das: Sie ist ein Portal für Kryptografie-Interessierte und bietet neben Präsentationen auch einen Kryptographie-Wettbewerb und weiterführende Informationen an. Wer daran mitmachen will, ist von den Machern herzlich eingeladen.
Es mag paradox tönen: Die Kryptografie soll Geheimnisse schützen, ihre Verfahren sind aber nicht geheim und gerade deshalb so gut. Deshalb ist es auch kein Problem, ihre Grundlagen zu veröffentlichen
Podcast mit Bernhard Esslinger und Arno Wacker (24 Minuten)
CrypTool Portal mit Download Möglichkeiten

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