Ein Foto, das im Jahre 1988 in Pakistan entstanden ist. Ein Minenopfer im IKRK Spital von Quetta.
Ich habe dieses Bild in meiner Zeit als Delegierter des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz gemacht. Mein erster Einsatz führte mich an die afghanische Grenze nach Peshawar. Von dort aus besuchte ich auch hin und wieder unsere Vertretung in Quetta. Ich mag mich gut an jenen Tag erinnern: Wie immer lag eine dumpfe Hitze über dem Gebäude, welches das Spital für Kriegsverletzte aus dem nahen Afghanistan beherbergte, aber auch unsere Büros. Viel zu tun gab es für mich nicht – und so beschloss ich den Tag mit der Kamera in der Hand im Spital zu verbringen.
Das war für mich damals kein ungewöhnlicher Vorgang – war ich doch als Mediendelegierter angestellt und musste gewissermassen in offizieller Mission öfters auch Bilder machen. Teilweise dokumentierte ich aber einfach meine Arbeit. Zudem war die Fotografie ein gutes Mittel um mit den Patienten in Kontakt zu kommen. Unsere afghanischen Patienten liebten es über alles, fotografiert zu werden.
Ich habe das Kind im Saal – zuhinterst auf einem Bett gleich gesehen, als ich den Raum betrat. Ich wusste sofort: Das ist mein Bild! – Ein Pfleger erklärte mir, woher die Verletzung des Jungen stammte: Er war beim Ziegenhüten vor dem Dorf und berührte einen am Boden liegenden Gegenstand, der seine Aufmerksamkeit erregte. Es war eine Mine. Sie riss ihm beide Hände ab und zerstörte sein Augenlicht.
Es war aber nicht nur der Junge, der mich fesselte. Es war auch dieser riesige Mann mit seinem Turban. Ich wollte nicht einfach nur abstossende, hässliche Kriegsbilder zeigen. Ich wollte auch Hoffnung ausdrücken. Es muss einen anderen Weg geben als Krieg. Das Bild steht für mich für den oftmals aussichtslosen Kampf gegen Gewalt, gegen das Töten, gegen den Hass.
Wenn ich nur ein Bild aus den vielen, die ich im Lauf der Jahre gemacht habe, behalten müsste – es wäre dieses Bild aus Quetta aus dem Jahre 1988.
Weitere Fotos aus meiner Zeit dem IKRK