Für eine interne Publikation bin ich gebeten worden etwas über meine Lektüre zu schreiben. Was ich gerade so lese und warum ich überhaupt lese. Eine anregende Frage. Die Antwort musste natürlich kurz sein. Nun, sie war immer noch fast doppelt so lang. Hier ist sie.
Karl May habe ich in meiner Jugend nicht unter der Bettdecke gelesen. Dafür Enid Blytons endlose Serie „Fünf Freunde“. Dazu den „Helveticus“ und „Das neue Universum“: Das Apollo-Weltraumprogramm und das Elektronengehirn haben mich ebenso fasziniert wie die Geschichte des Verhaltensforschers Konrad Lorenz, dem die Gänse so gerne hinterher watschelten. Neugier, Lust an der Spannung, das Eintauchen in fremde Welten und das Leben anderer Menschen – sie reizen mich damals ebenso wie heute. Etwas ist dazugekommen: Der Wunsch unsere Zeit und Gegenwart zu verstehen.
Und hier bin ich in der Zürcher Bahnhofsbuchhandlung auf ein erstaunliches Büchlein gestossen: Nur gerade 75 Seiten dick: „Erfindet Euch neu. Eine Liebenserklärung an die vernetzte Generation“. Im Buch blickt der 1930 geborene französische Philosoph Michel Serres mit Bewunderung und Sympathie auf die junge Generation und ihre total neue Welt. Eine Welt, die nicht mehr von Krieg und Überlebenskampf seiner Generation gezeichnet ist, sondern von fast nicht mehr zu überblickenden Möglichkeiten und Chancen.
Mit der Aktualität unserer Tage hat auch mein zweiter Tipp zu tun: Es ist die Lebensgeschichte des kürzlich verstorbenen jüdischen Literaturkritikers Marcel Reich-Ranicki. Das Buch „Mein Leben“ ist ein erschütternder Bericht eines Holocaust-Überlebenden. Ihm und seiner Frau Tosa gelang während des Zweiten Weltkrieges die Flucht aus dem Warschauer Ghetto. Überlebt hat er bei polnischen Bauernfamilien, denen er zum Dank Geschichten erzählte.
Zurück in die Gegenwart: Gerade angefangen mit Lesen habe ich den Roman „Honig“ des britischen Autors Ian Mc Ewan. Eine vertrackte Geschichte, die nur vordergründig eine Spionage Thriller ist. Und mit Ungeduld erwarte ich ein Buch, das noch nicht erschienen ist: „London“ – Der neuste Krimi des schwedischen Bestseller Autors Hakan Nesser.
Zwei Gedanken zum Schluss: Mein Tag hat auch nur 24 Stunden. Aber ich fahre jeden Tag zweimal eine Stunde Zug und bin zudem oft unterwegs. Und: Wer gerne liest, liest auch elektronisch. Mit einem Lesegerät wie dem iPad oder dem Kindle. Oder gleich mit beiden. Aber das ist eine andere Geschichte.