Marion Gräfin Dönhoff: Herbstbild

Lektüre von Marion Gräfin Dönhoffs „Kindheit in Ostpreussen“ – und gleich danach die Biografie dieser grossen Frau von Alice Schwarzer. Seit unserer Reise durch das ehemalige Ostpreussen wirken die Worte anders. Eine ganz und gar unpolitische Schilderung hat es mir besonders angetan:


„Erst wenn es Stoppelfelder gibt, Kilometer von Stoppelfeldern, über die man galoppieren kann, dann beginnt die große Zeit des Jahres. Dann muss man einen Trakehner haben, und im Herbst muss es ein Schwarzbrauner sein. Niemand hat die wirklichen Höhepunkte des Lebens je erlebt, der das nicht kennt, dieses Hochgefühl vollkommener Freiheit und Schwerelosigkeit im Sattel. Die Welt liegt einem zu Füßen, und sie ist schön und jung wie am ersten Tag, mit tausend Farben angetan und von unendlichen Gerüchen erfüllt. Man hört nur das regelmäßige Schnauben und den Hufschlag des Pferdes,das leise Geräusch des Lederzeugs und spürt dann und wann eine kühle Luftströmung, die der Schatten einer alten Eiche am Wegrand verursacht.
In: Marion Gräfin Dönhoff: Kindheit in Ostpreussen. Erstmals publiziert 1998.
Reisebericht 2004
Bilder der Reise durch das ehemalige Ostpreussen

Kommentar hinterlassen