Managementkultur tötet Kreativität und Innovation – nicht nur an den Hochschulen

Im Jubiläumsband „ETHistory 1855-2005. Sightseeing durch 150 Jahre ETH Zürich“ findet sich ein kritischer Aufsatz der Technikhistorikers David Gugerli – selber Professor an dieser Institution – der sich höchst kritisch mit der Managementkultur, wie sie seit einigen Jahren im Schweizer Hochschulwesen herrscht, auseinandersetzt. Und seine Schlussfolgerungen gelten wohl nicht nur für Prozesse an Hochschulen


„Dies macht die Attraktivität der managerial revolution an den Universitäten aus, sie erlaubt eine hochflexible und kreative Rekombination von Ressourcen, in dem sie Offenheit, Disposition, Talent und institutionalelle Perfektabilität miteinander verbindet. Zwei Gründe scheinen dies im Moment zu bedrohen: Erstens folgt au der Managementkultur ein Zwang zur Formalisierung, der Inhalte oft zu einer zweitrangigen Sache werden lässt oder sogar diie Wirkung von negativen Anreizen hat.Zweitens beschleicht manche der universitären Manager angesichts der neuen Unübersichtlichkeit der Hochschule und ihrer kreativen Konsequenzen eine veritable Nervosität. Sie suchen daher nach Ersatzsicherheiten und finden diese in einer nochmals gesteigerten Formalisierung, das heisst in der detaillierten Ausarbeitung von Strategiepapieren, Verfahren, Berichten, Anträgen, Regelmenten und den zugehörigen, immer gleich mitgelieferten Evaluationsformularen. Der paradoxe Formalisierungseruck, den die Flexi bilisierung der Verhältnisse erzeugt, reduziert damit die Aussichten auf Kreaitivität und erhöhte Entscheidungseffizienz.“
David GugerlI: Management an der Hochschule. Zum Bedeutungszwuwachs universitärer Verwaltung. In: Monika Burri, Andrea Westermann: ETHistory 1855-2005. Sightseeing durch 150 Jahre ETH Zürich. Zürich 2006. Verlag Hier und Jetzt. S.264.

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