Unter dem Titel „Katzensteuern“ habe ich in der Rubrik „Standpunkte“ am 18.Juli 2015 eine provokative, wenn auch nicht ganz ernstgemeinte Idee lanciert.
Das Thema köchelt seit einigen Jahren wenn auch auf niederem Feuer. Einige neuere Zeitungsartikel haben es nun aber wieder hochkommen lassen. Es geht um Katzen und für einmal nicht um Katzenvideos auf Youtube sondern um ein ernsthaftes Problem: Den ökologischen Fussabdruck der Hauskatze, wie es in einer Schlagzeile in der Neuen Zürcher Zeitung kürzlich hiess. Um es vorweg zu nehmen: Es sieht nicht gut aus für Maudi: in der Schweiz leben Sage und Schreibe 1.5 Millionen Hauskatzen. In besiedelten Gegenden sind es bis zu 360 Tiere pro Quadratkilometer. Sie erbeuten 300 000 Singvögel pro Jahr, dazu kommen unzählige Reptilien- und Amphibienarten.
Das ist nicht schön und eigentlich müsste man etwas dagegen tun. Das beginnt mit einer Frage: Gibt es in der Schweiz möglicherweise zu viele Katzen? Fragen wie diese sind erlaubt. Im Fall von Wildtieren werden sie auch eindeutig beantwortet und die Tiere werden bejagt oder auf gut Deutsch abgeschossen, bis sich ihr Bestand reguliert hat.
Sollte man das auch mit Katzen machen? Das ginge wohl nur mit verwilderten Katzen und ist offenbar auch dort kaum durchführbar. Zu gross die zu befürchteten Reaktionen. In dieser Situation weiss die Ökonomie Abhilfe: Mit einer Katzensteuer liesse sich der Bestand langfristig wirkungsvoll regulieren. Ein Witz? – Mitnichten, vielmehr ein Gedankenexperiment.
Was ist denn so abwegig daran? – Bei den Hunden haben wir das längst akzeptiert. Seit einigen Jahren muss gibt’s sogar eine richtige Steuerrechnung dafür und die Hundemarke ist durch einen Hightech-Chip ersetzt worden. Hundehalter werden gleich noch einmal zur Kasse gebeten und müssen einen theoretischen und einen praktischen Kurs absolvieren. Ob das nötig ist und ob es etwas bringt, bleibe einmal dahingestellt.
Zurück zu den Katzen: Bei 1.5 Millionen Katzen käme ein schönes Sümmchen zusammen. Das wiederum liesse sich in den Vogelschutz investieren. Nur wird keine Partei es wagen, die Katzenfreunde zu vergraulen, es gibt schlicht zu viele davon. Vögel haben keine Lobby und sind buchstäblich Freiwild.
Warum aber die Katzeninvasion? – Wir möchten ein Stück Natur bei sich in der Stube haben, kommunikativer als ein Gummibaum oder eine Zimmerlinde. Einen Spielgefährten für heranwachsende Kinder und einsame Alte, Ersatz für einen fehlenden Partner oder Freund. Es gibt Tausend Gründe und jeder Katzenfreund weiss noch einmal Tausend. Und natürlich mögen wir auch die Vögel. Das tonnenweise verfütterte Vogelfutter spricht Bände. Oder füttern wir die Vögel nur, damit die Katzen etwas zum Spielen haben?
Eigentlich haben wir es hier mit einem klassischen Zivilisationskonflikt zu tun: Wir möchten alles und zwar am liebsten gleichzeitig. Millionen von Haustieren und dazu eine intakte Natur. Das geht nicht. Deshalb haben wir Regulationen, Gesetze, Verordnungen erfunden. Eher zu viele als zu wenige. Neue Gesetze werden in der Schweiz nicht willkürlich erlassen. Sie werden von Parlamenten gemacht und oft dem Stimmbürger vorgelegt. Die verschiedensten Lobbygruppen lassen bei diesen Diskussionen ihre Muskeln spielen. Solange Katzen nur Vögel und nicht Kinder totbeissen, wird sich wenig ändern. Singvögel haben keine Lobby.