Hundstage oder „Der tut nix“

Meine Gedanken zum heissen Sommer und zum Thema Hunde – geschrieben für meine Kolumne im Tössthaler. Nicht ganz ernst…

Die Hundstage liegen hinter uns und sie haben ihrem Namen wieder einmal Ehre gemacht. Als Hundstage gelten nämlich traditionell die heissesten Tage im Jahr, die Tage zwischen dem 23. Juli und dem 23. August. Die Sonne steht dann in der Nähe des Sirius, dem Hunds-Stern. Deshalb der Name.

Der Sommer gilt gemeinhin als ereignislos und nachrichtenarm. Dieses Jahr war alles anders: Der Krieg in der Ukraine, die geheimen Akten beim Ex-Präsident Trump, die bevorstehenden Abstimmungen und neuerdings auch noch die Frage nach den Rastalocken und Winnetoubüchern. Ich erspare dem geneigten Publikum meine unmassgebliche Meinung zu Letzterem und gehe direkt zu den Hunden.

Der nun folgende Text entbehrt jeglicher wissenschaftlichen oder gar kynologischen Grundlage. Wer seriöse Informationen sucht, wende sich an den Kynologen seines Vertrauens oder besser an die Kynologin. Damit wären wir schon bei der ersten, unwissenschaftlichen Beobachtung: Hundehalter sind fast immer weiblich. Und sie wissen alles über das Seelenleben ihres Vierbeiners: «Nein kommen sie nicht in die Nähe, mein Fifi hat ein Trauma seitdem ihn ein böser Hund gebissen hat».

Und so bin ich auf den Hund gekommen: Hunde gehörten im zarten Alter von etwa 25 Jahren zu den drei Sachen, die ich auf keinen Fall wollte. Die anderen beiden waren: Kinder und auf dem Land leben. Es ist anders gekommen. Aber jetzt zum Hund. Der erste Hund wurde vor vielen Jahren nach mehrmonatiger Diskussion angeschafft. Damals waren unsere beiden Kinder klein. Wichtigstes Kriterium war deshalb die Grösse. Der Hund durfte die Kinder nicht umreissen. Der süsse Foxterrier in der Zucht im Rheintal hatte es der Familie angetan. Er kam zu uns und entfaltete bald ein Eigenleben. Dazu gehörten längere eigenständige Ausflüge vor allem in den Ferien. Unser Fox hatte eine eindeutige Vorliebe: Katzen. Und weil es dort, wo wir in den Ferien waren, sehr viele Katzen hatte, war er sehr beschäftigt. Etwas habe ich beim Katzenjagen nicht verstanden: Warum muss der Hund dazu bellen? Wäre es nicht besser still zu jagen?

Ob wir wollten oder nicht: Der Hund gehörte sofort zur Familie und wollte immer genau dort sein, wo sein Rudel war. Zum Beispiel während dem Essen unter dem Tisch. Sein Nachfolger schätzte es gar nicht, wenn man ihn dort anstiess, da konnte er schon mal in den Fuss beissen. Das war immer etwas peinlich, wenn wir Gäste hatten. 

Dabei habe ich gelernt. Der Hund frisst alles. Auch eine Tafel Schokolade. Drama weil giftig für einen Hund. Hunde mögen offenbar das Essen der Menschen. Umgekehrt aber nicht: Unsere Hunde mochten neben unserem Essen immer auch eklige Dinge. Wenn es nur Kuhfladen wäre… Ganz speziell gerne parfümieren sie sich auch mit den ekligsten Dingen. Zum Beispiel verrotteten Fischen am Ufer der Töss…

Einer unserer Foxterrier war mal zu Besuch bei einer Familie mit zwei Pudeln. Jedes Tier hatte seinen eigenen Napf, damit es keinen Streit gab und natürlich kriegte unser Fox das gleiche Futter wie zuhause. Vom zweiten Tag an klappte das nicht mehr: Der Hund reihte sich in die Schlange für das andere Essen ein ganz nach dem Motto «Ich will auch, was die haben».  Und die Alternative bestand aus ungeputzten Pansen. Sie wissen nicht was das ist? Egal, es ist ekelhaft und allein schon der Geruch ist ein Scheidungsgrund.

Hunde müssen spazieren. Aber unser zweiter Fox – der erste war in jungen Jahren in die ewigen Jagdgründe gegangen – wollte sicherstellen, dass dabei ganze Rudel dabei war. Und mit Rudel meine ich uns Menschen. War ich nicht unten auf der Matte so ist er in mein Arbeitszimmer gekommen und hat mich angebellt bis ich die Arbeit habe liegen lassen, Schuhe angezogen habe und mitgezogen bin.

Das bringt mich zu einer philosophischen Frage: Meint der Hund er sei ein Mensch oder meint er, wir Menschen seien Hunde? Nach über 20jähriger Beobachtungszeit bin ich auf die Lösung gekommen. So sieht die Welt für einen Hund aus: Es gibt nur Tiere, grosse und kleine, einige sind Artgenossen. Von denen muss man auf der Hut sein.  Kleine Tiere könnten Beutetiere sein, man könnte sie unter Umständen jagen und verspeisen: Katzen, Kaninchen, Hühner, Igel. Bei den grossen Tieren ist es kompliziert. Hier muss man testen. Die grossen braunen Tiere mit Hörner können einem verfolgen, das könnte ungemütlich werden. Die grossen Tiere auf zwei Beinen sind interessant, sie wollen nämlich mit einem spielen und geben Futter, wenn man macht, was sie wollen. Das heisst: es lohnt sich, sich mit ihnen abzugeben. So einfach ist das. Und man kann sie erziehen und dressieren.

Und natürlich lese ich auch Fachliteratur. Dazu gehört ein Comic, der mir kürzlich in die Hände gekommen ist. Er zeigte ein Buchregal eines Foxterriers. Da gab es ein Buch zum Thema «Die Freuden des nächtlichen Bellens» oder «Wie mach ich ihr Bett zu meinem Bett» oder «1000 Tricks um ein Leckerli zu ergattern». Und natürlich guck ich mir auch den Comedy-Star Martin Rütter an, der auch Hundetrainer ist. Titel eines seiner Programme: «Der tut nix». Und so geht die Geschichte. Begegnet der Hundehalter mit seinem Bello einem anderen Menschen, so sagt der Hundehalter sofort: «Der tut nix». Und dann folgt sogleich «Der will nur spielen». Wenn es ins Auge geht und der Hund zugebissen hat heisst es dann «Das hat er noch nie gemacht».  

Mein Geheimtipp ist aber der Zukkihund. Die Figur des Zürcher Grafikers Rafi Hazera: Ein sibirischer Huski der reden kann – er postet nicht immer ganz jugendfrei und meist in breitem Schweizerdeutsch auf Facebook. Leider reicht der Platz nicht mehr für eine weitere Geschichte. Schade.

Dieser Text erschien in der Zeitung „Tössthaler“ am Freitag 2.September 2022 in der Rubrik „Standpunkt“