Aktuelles Schweizer Filmschaffen im ganzen Land zeigen – das ist das Ziel des Kinoprojektes „Roadmovie“. Am Donnerstag 25.September macht das mobile Kino im Tösstal Station mit seinem Kinotag – eingeladen von der Kulturkommission Zell. Höhepunkt des Tages ist die Vorführung des preisgekrönten Films „Der Freund“ von Micha Lewinsky um 20.15 Uhr im Oberstufenschulhaus Rikon.
Fernsehen, Video und zuletzt die DVD haben zwar den Film in die gute Stube gebracht. Richtiges Kino ist aber doch etwas anderes – vor allem wenn dabei richtiges Zelluloid auf eine grosse Leinwand projiziert wird. Und genau das ist das Rezept des mobilen Kinoprojektes Roadmovie, das übrigens gerade deshalb auch von vielen grossen Kulturinstitutionen wie dem Bundesamt für Kultur oder dem Migros-Kulturprozent gefördert wird.
Höhepunkt des Filmtages im Tösstal ist natürlich die öffentliche Vorführung eines grossen Schweizer Filmes. Die Auswahl fiel der Kulturkommission der Gemeinde Zell nicht schwer: Für den Film „Sternenberg“ hatte Micha Lewinsky das Drehbuch verfasst (Regie führte dort Christoph Schaub) und so war man natürlich gespannt den ersten Film zu sehen, bei dem Lewinsky Regie führt. Sein Film „Der Freund“ ist eben herausgekommen und hat beim Schweizer Filmpreis 2008 den Preis für den besten Spielfilm erhalten, mit Philipp Graber wurde ausserdem das beste schauspielerische Nachwuchstalent ausgezeichnet.
Und darum geht’s: Im wirklichen Leben wären Emil und Larissa wohl nie ein Paar geworden – sie, die von allen umschwärmte Sängerin; er, ein schüchterner Aussenseiter. Eines Tages bittet die junge Frau Emil um einen besonderen Gefallen: er soll sich als ihr Freund ausgeben. Als Larissa einige Tage später stirbt, nimmt Emils Leben einen tragisch-komischen Lauf. An welches Publikum hat der Regisseur dabei gedacht? – „Ich dachte erst, es ist ein Film für junge Leute. Ich habe aber gemerkt, dass auch ältere Leute den Film gerne sehen und von der Geschichte berührt sind. Ich glaube, das ist kein Film für Leute, die im Kino am liebsten ganz viele Explosionen sehen, aber für Leute, die sich gern berühren lassen, die gerne lachen und weinen im Kino.“ – Eine wichtige Rolle spielt im Film die Musik und die junge Schweizer Sängerin Sophie Hunger berührt mit ihrem Titelsong „Very very close to heaven“ sofort das Herz des Publikums. Kostproben davon gibt’s übrigens im Kinotrailer im Internet.
Für die öffentliche Vorführung scheut die Crew von Roadmovie keinen Aufwand: Drei Personen reisen an und bringen eine professionelle, 35mm Projektion mit perfektem Kino-Sound nach Rikon. Und damit die Kino-Atmosphäre im verdunkelten Gemeindesaal im Oberstufenschulhaus perfekt wird, gibt’s eine richtige Kino-Bar geführt von einer Schulklasse.
Kleiner Wermutstropfen bei der ganzen Sache: Allzu gerne hätte man den Regisseur Micha Lewinsky im Tösstal gesehen: Der Sohn des Schriftstellers und Drehbuch-Autors Charles Lewinksy, gehört zu den interessantesten Figuren des Schweizer Kulturlebens. Schon vor seinen Filmprojekten hat er mit originellen Aktivitäten von sich reden gemacht, die schnell ein Publikum gefunden haben: Zu nennen ist hier in erster Linie die CD-Reihe „Ohrewürm“ mit Schweizer Popmusik für Kinder und Erwachsene von Dodo Hug bis Sterneföifi, die wohl den den meistverkauften CD’s gehört. Vor zehn Jahren erfand Micha Lewinsky ein Konzept zur Förderung von jungen Kulturschaffenden: „Kulturbüro“ nannte er die Idee und das Migros-Kulturprozent gab ihm die Chance, die Idee gleich in seiner engeren Heimat, der Stadt Zürich, umzusetzen. Just in diesen Tagen feiert das Zürcher Kulturbüro sein zehnjähriges Jubiläum und mit dem Basler Kulturbüro konnte vor einigen Wochen die vierte derartige Institution eröffnet werden. Und warum kommt Lewinsky nicht ins Tösstal? Er dreht nämlich gerade einen neuen Film – eine romantische Komödie unter dem Titel „Die Standesbeamtin“. Vielleicht erhört der junge Regisseur ja den Ruf aus dem Tösstal und ist im nächsten Jahr einmal Gast an einem Kulturapéro… und wer weiss, vielleicht schafft es doch noch ein Crew-Mitglied und berichtet den filminteressierten Tösstalern bei einem Glas Wein von den Freuden und Leiden des Schweizer Films.
Es bleibt aber nicht beim Abendprogramm, denn die Roadmovie-Crew reist schon am Vormittag an und gestaltet mit rund 100 Schülerinnen und Schülern aus Rikon und Kollbrunn einen richtigen Kino-Nachmittag mit Kurzfilmen und Gesprächen. Zum Hintergrund schreibt Roadmovie: „Die ersten Erfahrungen im Kinosaal sind entscheidend für die jungen Zuschauerinnen und Zuschauer von heute – denn sie sind das Publikum von morgen und deshalb sind sie für Roadmovie auch besonders wichtig. Wir bieten Primarschülerinnen und -schülern ein lebendiges Kinoerlebnis und führen nicht nur Kurzfilme vor: Eine Begleitperson unterstützt das Gespräch über die Filme und beantwortet Fragen. Und das Surren des 35mm Projektors im Saal regt die Kinder ohnehin schon zu allen möglichen Fragen an, über Filme, Kino und Geräte.“
Dominik Landwehr
Roadmovie-Kinotag in Rikon,
Donnerstag, 25. September 2008 20.15 Uhr Oberstufenschulhaus Rikon
Eintritt frei, Kollekte
www.tösstal.ch – www.derfreund.ch – www.roadmovie.ch
Copyright Bild: www.derfreund.ch