Er gehört zu den grossen Schweizer Autoren der Gegenwart ? und vielleicht ist er der volkstümlichste unter ihnen: Franz Hohler. Bei ihm gibt?s öfter mal was zu lachen, auch wenn einem das Lachen dann im Hals stecken bleibt. Am Sonntag, 22.Januar 2006 ist er live im Tösstal zu sehen und zwar im Kulturapero in Kollbrunn. Ich habe das Vernügen, das Gespräch mit Franz Hohler zu leiten und für den Tössthaler habe ich drei Begegnungen mit dem Schweizer Autor beschrieben… (Foto Christian Altorfer)
Die jüngste Begegnung mit Franz Hohler ist nur wenige Wochen alt: Franz Hohler meldet sich vom Bahnhof Olten übers Handy und wir reden kurz miteinander über den bevorstehenden Kulturapero. Ist das erstaunlich? ? Ein bisschen schon. Ein Technik-Freak ist Franz Hohler ganz gewiss nicht, eher ein Technik-Kritiker und er gehört gewiss nicht zu jenen, die ständig auf der Strasse telefonieren. Recht hat er, denke ich mir?.Also: Franz Hohler hat ein Handy und auch eine Internetseite. Eine, die zu ihm passt. Denn rumsurfen kann man auf dieser Seite nicht. Sie hat (fast) keine Bilder ? mit Ausnahme von zwei witzigen Passfotos des Autors ? und wer hier Informationen sucht, wird zuerst einmal gebremst und dafür gezwungen dies und das zu lesen. Zum Beispiel diese Einleitung: ?Hallo. Guten Tag oder Gute Nacht, man hört ja so oft, dass die wirklichen Surfer ihre Bildschirme wie die Vampire nachts absaugen. Willkommen auf meiner Hausseite, erwarten Sie nicht zuviel mir geht’s nur um Information nicht um Gestaltung, ich weiss gar nicht wo die Künstler alle ihre Zeit hernehmen für diese unheimlich wohl gestalteten Seiten auf denen sich Farbbilder wie Gewitterwolken zusammenbrauen langsam ineinander verfliessen und sich dann verfestigen…
Der 1943 in Zürich geborene Hohler gehört wohl zu den beständigsten unter den Schweizer Schriftstellern der Gegenwart. Er ist einer, der viel unterwegs ist, kreuz und quer durch die Schweiz reist, wie etwa die Liste mit seinen Auftritten in diesem Monat zeigt: Niedererlinsbach, Rubigen, Olten, Rheinfelden, Kollbrunn, Baar, Bergün, Mönchaltorf. Der Titel seines letzten Buches passt gut dazu: ?52 Wanderungen?, erschienen 2005 im Luchterhand Verlag.
Aufgewachsen ist Franz Hohler in Olten, seine Matura hat er in Aarau gemacht, ein Romanistik-Studium schmeisst er nach ein paar Semestern. 1965 steht er mit seinem ersten musikalischen Soloprogramm „pizzicato“ auf der Bühne ? und hat sie seither nicht mehr verlassen, schon bald hat er auch die elektronische Bühne betreten und für Radio und Fernsehen geschrieben.
Er ist der Meister der kleinen Form. Und mit solchen Formen habe ich ihn anfangs der 70er Jahre auch zum ersten Mal erlebt. Ich war damals 12 oder 13 und Schüler an der Stiftsschule Einsiedeln. Die Einsiedler Benediktiner mit ihren offenen Augen und Ohren hatten den Autor und Kabarettisten für einen Solo-Auftritt eingeladen. Er hätte Angst gehabt vor diesem Auftritt, gestand mir Franz Hohler vor einigen Jahren einmal: Ganz allein vor einer Meute von 200 pubertierender Jungen. Es ist gut gegangen, sein Auftritt hat bei mir eine bleibende Erinnerung hinterlassen und ein Satz davon ist mir bis heute im Gedächtnis haften geblieben ? vom Zusammenhang weiss ich nichts mehr: ?Was bleibt ist vielmehr eine Nummer mit Bass??
Dritte Begegnung ist mehr als 20 Jahre später, Mitte der 90er Jahre. Als Leiter der Kinder- und Jugendredaktion von Radio DRS hatte ich Franz Hohler zu einem Geschichten-Workshop eingeladen. Wir hämmerten und klopften und schmiedeten unsere Geschichten ? keine Begebenheit zu banal, zu einfach um nicht daraus eine kleine Story zu machen? Franz Hohler weiss: In jedem von uns steckt ein Geschichtenerzähler. Man muss es nur zulassen.
Franz Hohler steht immer noch mit seinem Handy am Bahnhof Olten. Nein, in Kollbrunn soll keine gewöhnliche Lesung stattfinden. Wir möchten mit dem Autor reden. Geht das? ? Ja, kein Problem. Und welche Geschichte soll ich erzählen, fragt Franz Hohler? ? Von allem etwas, ein bunter Querschnitt ? was Du am liebsten magst. Etwas habe ich vergessen zu fragen, lieber Franz: Das Totemügerli. Kannst Du es uns erzählen?
Sonntag, 22.Januar 2006, 11.15 Uhr Restaurant Sonnenhof, Tösstalstrasse 41 Kollbrunn. Eine Veranstaltung der Kulturkommission Zell. Unterstützt von der Fachstelle Kultur des Kanton Zürich.
www.franzhohler.ch ? www.zell.ch
(Foto Christian Altorfer)