Fotokommentar zu Charlie Wilson’s War

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Charlie Wilsons Krieg – zur Zeit in den Kinos zu sehen. Der Film spielt zwischen 1980 und 1988, zur Zeit des Afghanistan Krieges und zeigt mit wie blind und blauäugig die USA in diesen Krieg gezogen sind – mit bekannten Folgen.
Das Bild entstand 1988 im IKRK Spital von Quetta. Hier ist es in ganzer Grösse zu sehen.
Zur Entstehung des Bildes: Ich war in jener Zeit als IKRK Delegierter in Peshawar stationiert und jeden Tag im Spital für Kriegsverletzte. Meist mit Besuchern. Das Bild entstand aber nicht in Peshawark, sondern in Quetta. In jenem Sommer 1988 nahm ich mir einen ganzen Tag Zeit und verbrachte viele Stunden mit den Patienten und ihren Angehörigen im IKRK Spital von Quetta, übrigens ohne Übersetzer. Die Afghanen hatten keine Scheu vor der Kamera, im Gegenteil, sie liebten es, fotografiert zu werden. Bei meinen Fotos ging es mir nicht darum, Kriegsfolgen, Verstümmelungen und Verletzungen zu dokumentieren. Ich habe das zwar auch gemacht und diese Fotos berührten mich nicht. Was ich zeigen wollte, war menschliche Zuwendung. Als ich die Szene mit dem riesigen Mann im Turban, der dem schwerverletzten Buben zu essen gibt gesehen hatte, wusste ich: Das ist mein Bild.
Zur Geschichte: Der Junge stammt aus der Gegend von Kandahar. Beim Schafe Hüten berührte er einen Gegenstand am Boden. Es war eine Landmine. Sie riss ihm beide Hände ab und zerstörte sein Augenlicht. Der Mann neben ihm, ist sein Onkel. Ich kenne weder den Namen des Jungen, noch den seines Onkels. Der Bub von damals muss heute um die 30 Jahre alt sein. Was hat er seither erlebt? Ist er überhaupt noch am Leben?
Dieses Foto ist für mich das beste Bild, das ich je gemacht habe. Vielleicht das einzige wirklich gute Foto, das mir überhaupt gelungen ist.
Siehe auch: „Zeindlers Agentroman von 1993“ und „Im Versteck von Osama bin Laden“

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