Flashback: Telekommunikation 1970, 1988 und heute

Vor ein paar Tagen hab ich mit David, einem Freund in Neuseeland telefoniert. Dabei ist „telefonieren“ eigentlich nicht das richtige Wort: Ich hab mich vor meinen kleinen Laptop gesetzt und mit David ein Video-Telefongespräch geführt. Sein Bild gross auf dem Monitor und unten klein meine Wenigkeit. Hopla. Nasenbohren während dem Telefongespräch geht da schlecht. Videotelefon? – Unsere Computer haben beide eine kleine Kamera eingebaut. Teuer? – Nein, mein Mini-Laptop kostet 400 Franken und das Telefon nach Neuseeland gar nichts. Möglich dank Skype.


Schnee von gestern ? – Das machen wir seit Jahren, sagen Sie jetzt vielleicht. Ich nicht. Und auch unsere Bekannten in Übersee haben sich nicht alle an die neuen Telekommunikations-Technologien gewöhnt. Wundern Sie sich auch über das rasante Tempo der Entwicklung in dieser Branche? – Oder haben Sie aufgehört sich zu wundern und sich ans Tempo gewöhnt?
Bei mir ist es beides. Ich finde es toll und wundere mich. Und frage mich, wie war das früher? – David zum Beispiel habe ich unter etwas ungewöhnlichen Umständen vor 22 Jahren kennengelernt: Wir arbeiteten damals beide für das Internationale Komitee vom Roten Kreuz mit kambodschanischen Flüchtlingen an der Grenze zwischen Thailand und Kambodscha. Dank tropischem Klima und unzähligen Angestellten fehlte uns an nichts, auch wenn die Post nur dreimal die Woche gebracht wurde.
Das Fernsehprogramm war thailändisch und damit unverständlich. Zum Telefonieren musste ich eine Viertelstunde zur Tankstelle im nächsten Ort fahren. Im Büro stand ein VHF-Funkgerät für kurze Distanzen und ein Kurzwellengerät für längere. Das Kurzwellengerät bnutzten wir in den zweieinhalb Jahren unseres Aufenthaltes nur einmal. Jeden zweiten Tag telefonierte ich mit vom Tankstellen-Telenfon mit Beat, meinem Vorgesetzten, der drei Autostunden weiter südlich lebte. Dringende Botschaften kamen mit dem VHF-Funk und wurden von Leuten unterwegs wie in einer Staffette weiter gegeben. Sie waren meist einfach: Bitte Beat anrufen. Tempi passati. Auch im Fernen Osten. In Thailand funktioniert das Handy fast überall. Und für Orte ohne Empfang gibt’s ein Satellitentelefon.
Und wie war es denn noch früher – zum Beispiel 1970? – Ich erinnere mich an die Anekdote die mir Cédric, ein anderer, mittlerweile leider verstorbener IKRK-Freund aus jener Zeit erzählt hat: Damals waren auch in grösseren Orten Übersee-Verbindungen per Telefon unzuverlässig und teuer. Das wichtigste Kommunikationsmittel war der Telex. – Jene überdimensionierte Schreibmaschinen, die gelegentlich vor sich hin knatterte und Botschaften ausspuckte. Diese Maschinen waren übrigens bei unseren Einsätzen 1988 noch wacker in Betrieb und produzierte nächstens meterlange Schlangen, die tagsüber fein säuberlich zerlegt, den Kolleginnen und Kollegen zum Bearbeiten verteilt wurden.
Man habe sich in jener Zeit schon mal erlaubt, das Telexkabel für ein paar Tage – Tage, nicht Stunden – raus zu ziehen. Natürlich, Übermittlungsstörungen waren an der Tagesordnung. Nach ein paar Tagen habe man sich dann zurück gemeldet mit dem Hinweis „Wir arbeiten daran, die Störung zu beheben“.
Und was wollte ich mit dieser kleinen Geschichte sagen? – Dreimal dürfen Sie raten….
Dieser Text erschien im Tössthaler vom Samstag 10.April 2010 in der Rubrik „Standpunkt“

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