Feldpost 1914/18 (12): 1918 – Die kleine Familie im Fotostudio, ganz in zivil

Ein letztes Zeugnis aus der Zeit des Ersten Weltkrieges: Ein Familienbild von 1918.
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Irgend einmal im Winter 1917/18 muss Kanonier Joseph Landwehr Urlaub gehabt haben. Möglich, dass er sogar zuhause in Tann-Rüti war dafür. Auf einem Foto, das am 14.Februar 1918 verschickt wurde, ist er in zivil zu sehen. Zum ersten Mal in der Zeit des Krieges.
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Mit feiner Hand schreibt Emma auf die Rückseite:
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Liebes Fräulein
Zur Erinnerung an die unvergesslich schönen Urlaubstage mit meinen lb.Mann sendet Ihnen also ein kleines Zeichen unserer Erkenntlichkeit dieses Bildchen.
Mit herzlichen Grüssen
Ihr ergebene
Emma Landwehr
Tann, d.14.2.18
Der Abschied war noch recht traurig. Doch der Gedanke war unser Trost: Bis hierher hat der liebe Gott geholfen, wird auch weiter helfen. ohne Gottes Willen trifft keine Kugel.
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Aus den Zeichen spricht leise Verzweiflung. Seit vier Jahren ist Krieg. Mittlerweile hat sie zwei Kinder. Der Mann ist weit weg. Keiner weiss, ob er jemals zurückkommen wird: «Ohne Gottes Willen trifft keine Kugel», liest man nicht ohne Entsetzen.
Die Nachgeborenen wissen: Er ist zurückgekommen. Und die Familie ist rasch gewachsen. Zehn Kinder waren es am Schluss.
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Copyright Text und Bild: Dominik Landwehr
Winterthur 2014
dlandwehr at bluewin.ch

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