Einen schlechteren Tag hätte man sich kaum aussuchen können, für die Übergabe des Labels „Cultural Event of the Year“, das der Europarat dem Kunstprojekt HOTEL GELEM der beiden Schweizer Künstler Christoph Wachter und Mathias Jud zugesprochen hat.
Bildlegende: Christoph Wachter (links) und Mathias Jud zusammen mit einem Vertreter der Roma-Familie und Irene Weidmann vom Europarat (rechts)
Es regnete in Strömen an diesem Freitagnachmittag 7. Dezember im Pariser Vorort Montreuil. Und vielleicht waren gerade Kälte und Nässe die richtige Begleitmusik für einen Besuch im HOTEL GELEM. Das Projekt der Schweizer Künstler ist auf keiner Karte zu finden. Es ist an einem Nicht-Ort, wie die Künstler es selber nennen und versteckt sich hinter einer Bretterwand. Kein Mensch würde dahinter eine Roma-Siedlung vermuten. Aber es ist Tatsache: Hier wohnt ein Roma-Clan mit einer Handvoll Familien. Sie stammen aus Arad in Rumänien und man kann nur ahnen, was sie veranlasst, in diesem Elend hier zu wohnen. Das Elend zuhause ist wohl schlicht noch grösser.
Besucher würden sich nie hierher verirren und Touristen aus der Innenstadt erst recht nicht. Und doch ist HOTEL GELEM eine Art Tourismus-Projekt. Ein einfacher Raum mit Sofa und Bett dazu ein Vorraum zum Kochen. Allerdings nur auf Voranmeldung und wohl kaum wenn es so kalt und nass ist wie im Dezember. Die beiden Schweizer Künstler haben eine ganze Reihe solcher Hotels eingerichtet: In Berlin, in Freiburg i.Br., in Mitroviza im Kosovo und in Shukta, Mazedonien.
Der Besuch in Paris löst Beklemmung aus. Fotografieren fällt schwer. Das ist wohl alles gewollt so – von den Künstlern. Und auch vom Europarat, der durch Irene Weidmann vertreten ist. Es geht um die Anerkennung der Roma, auch sie sind Teil von Europa, sagt die Politikerin. Man würde ihr gerne glauben.
Weiterlesen im Blogbeitrag vom 3.12.2012
Alle Fotos Dominik Landwehr Migros-Kulturprozent