Jerusalem ist den Juden, Christen und Muslimen gleichermassen heilig. Das Stadtbild bestimmen jedoch die Christen, sie benehmen sich auch am auffälligsten.
Die wichtigste Stätte für die Christen ist die Grabeskirche. Und allein schon hier hereinzukommen ist ein anstrengendes Abenteuer. Dicht an dicht drängen sich die Besucher, die meisten fromme Pilger. Viele davon aus Russland und Osteuropa.
Nicht weniger als sechs Konfessionen teilen sich diesen heiligen Ort: Die griechisch-orthodoxen, die römisch-katholischen, die armenisch-apostolischen, syrisch-orthodoxen, die koptischen und die äthiopisch-orthodoxen Christen Christen. Die Protestanten sind in dieser Kirche nicht vertreten. Sie haben dafür nicht weit davon eine eigene, lutheranische Kirche.
Das Zusammenleben der sechs christlichen Konfessionen geht offenbar nicht ohne Spannungen ab. Und deshalb verwahrt eine muslimische Familie nachts den Schlüssel zur Kirche und eine andere ebenfalls muslimische Familie schliesst die Kirche nachts ab.
Christliche Pilger bestimmen vielerorts die Szene. Wer zum ersten Mal eine Gruppe von singenden Gläubigen mit einem zwei Meter grossen Kreuz sieht, die von einem Geistlichen in vollem Ornat angeführt wird, wähnt sich in einem Film. Aber es ist Realität. Und dass man in den Läden nebst Wasser aus dem Jordan, Salbungsöl, Weihrauch und Krippenfiguren auch eine Dornenkrone in Originalgrösse kaufen kann, erstaunt dann nicht weiter.
Nicht in Jerusalem sondern am Jordan liegt die Stätte, wo Johannes der Täufer gewirkt hat. Auch das eine wichtige Kultstätte. Die Kirchen, die von weiter oben zu sehen sind, liegen jedoch bereits in Jordanien, ein Überqueren des Flusses, der hier mehr als Bach erscheint, ist nicht gestattet.
Etwas ruhiger als in der Grabeskirche ist es im Gartengrab. Ein weitläufiger Park mit einer Grabeskammer aus römischer Zeit, die aber nicht mit dem Tod Jesu in Verbindung steht. Der Park dient vielen Pilgergruppe als Ort der Meditation und des Gebetes. Das kann mitunter aber auch recht laut werden, denn hier treffen sich offenbar auch charismatische Freikirchen mit ihren auffälligen Ritualen.
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Noch ruhiger ist es am Fuss des Ölbergs. Hier liegt der Garten Gethsemane, der Ort an dem Jesus seine letzte Nacht verbracht haben sollen. Der Evangelist Matthäus beschreibt diesen Moment im Kapitel 26 eindrücklich:
„Dann kamen sie zu einem Olivenhain namens Getsemani. Dort sagte Jesus zu seinen Jüngern: „Setzt euch hier her und wartet, bis ich gebetet habe!“ Petrus und die beiden Zebedäussöhne jedoch nahm er mit. Auf einmal wurde er von schrecklicher Angst und von Grauen gepackt und sagte zu ihnen: „Die Qualen meiner Seele bringen mich fast um. Bleibt hier und wacht!“ Er ging noch ein paar Schritte weiter, warf sich nieder, mit dem Gesicht zur Erde, und betete: „Mein Vater, wenn es möglich ist, lass diesen bitteren Kelch an mir vorübergehen! Aber nicht wie ich will, sondern wie du willst“.
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