Eine Crypto-Maschine für das Nationalmuseum.

Grosser Bahnhof für eine kleine Maschine: Eine Chiffriermaschine der Crypto AG hat im Schweizerischen Nationalmuseum eine neue Heimat gefunden. Ein Stück Geschichte des 20.Jahrhunderts.

Die Crypto CX-52 mit Zubehör. Mit den Schlüsseln kann das Gehäuse abgeschlossen werden, damit nur Befugte den Code verändern können. Das Gerät im Vordergrund dient der Einstellung der Rotoren. Die Papierrollen sind im Gehäusesockel untergebracht. Foto Dominik Landwehr.

„Es geht uns weniger um die Technik, sondern um die gesellschaftliche Bedeutung. Deshalb haben wir für unsere Sammlung eine Chiffriermaschine der Firma Crypto AG erworben“, sagt der Mediensprecher des Schweizerischen Nationalmuseums, Alex Rechsteiner. Ungewöhnlich für ein Museum: Das Gerät ist weniger als zwei Stunden nach der Übergabe bereits in einer Vitrine und zugänglich für das Publikum.

Das Gerät steht stellvertretend für eine der grössten Spionageoperationen nach dem Zweiten Weltkrieg. Bereits seit Beginn der 50er Jahren hat der CIA die Geräte der Firma Crypto AG abhören können. 1970 haben CIA und der deutsche Bundesnachrichtendienst BND dann die Firma sogar ganz übernommen. Es gab Gerüchte, Recherchen, Nachforschungen und sogar polizeiliche Untersuchungen. Nie konnte es bewiesen werden, bis im Februar 2020 ein geheimes Papier alles bestätigte.

Die Crypto CX-52 in geöffnetem Zustand. Foto Dominik Landwehr.
…und in geschlossenem Zustand. Der Operateur muss die Walzen in die Ausgangsposition stellen. Mit der Scheibe links stellt er die zu verschlüsselnden Buchstaben ein, sie können auch auf dem Papierstreifen abgelesen werden. Mit dem Hebel rechts wird der Verschlüsselungsvorgang ausgelöst. Foto Dominik Landwehr.

Das Gerät des Schweizerischen Nationalmuseums ist in bestem Zustand und stammt von einem privaten Sammler. Es hat die Schweiz wahrscheinlich nie verlassen und somit keinen Ernstfall erlebt. Das erklärt den ausgezeichneten Zustand der Maschine. „Muss es zuerst in den Stickstoff-Schrank“ fragt ein Mitarbeiter bei der Übergabe? – Nein, denn es besteht aus Metall und es sind keine Insekten ins Innere gelangt. Eine Konservatorin notiert akribisch alle Einzelheiten. Ein Konservator lässt sich instruieren, wie das Gerät zu bedienen ist. Dazu gehört zum Beispiel auch das Auswechseln der Papierrolle. Nur – mit der Ankunft im Museum wird das Gerät wohl nie mehr bedient werden – zu heikel, zu gross die Gefahr, etwas zu beschädigen. Was der Sammler eben mit seinen Händen ausgepackt hat, wird ab sofort nur noch mit Handschuhen berührt. Die Transformation eines technischen Gerätes zu einem musealen Objekt. Schliesslich ist auch der Museumsfotograf da – er hat bereits ein kleines Studio aufgebaut und rückt das Gerät ins beste Licht.

Der Autor im Interview mit einem Team der Schweizerischen Depeschenagentur SDA/Keystone. Foto Alex Rechsteiner.

Kaum zwei Stunden nach der Übergabe steht die CX-52 von Crypto in einer Vitrine. Nein, die Vitrine kann nicht mehr geöffnet werden. Das gilt auch für eine Video-Equipe, die das Gerät filmt und ein Interview dazu aufnimmt.

Zum Beitrag im Blog des Schweizerischen Nationalmuseums

Information on the CX-52 in English on the official website of the Swiss National Museum.