Gerüchte gab es schon immer um die Zuger Firma Crypto AG – ihre Geräte seien durch den US Geheimdienst kompromittiert, hiess es. Was wusste der 2011 verstorbene Oskar Stürzinger?
Was nun aber enthüllte wurde, sprengt alle Dimensionen. Spätestens nach 1970 waren die Geräte der Firma Crypto AG kompromittiert und der US Geheimdienst konnte alles mitlesen – betroffen sind offenbar 100 Länder, in welche die Firma lieferte. Mehr noch: Die Crypto AG gehört dem CIA und dem BND. Das tönt fast wie ein Märchen aus einer Verschwörungstheorie. Tarnname der Operation war Rubicon. Laut Geheimdienstexperten eine der wichtigsten Geheimdienstoperationen seit dem Zweiten Weltkrieg.
Bereits vor einigen Wochen meldete sich eine Journalistin der Rundschau bei mir. Sie erkundigte sich nach dem 2011 verstorbenen Oskar Stürzinger, mit dem ich freundschaftlich verbunden war. Stürzinger arbeitete zeitlebens für die Crypto AG – mehr noch: Er war der erste Ingenieur, den der Firmengründer Hagelin anfangs 50er Jahre anstellte. Die Journalistin blieb vage – aber man hätte die Verbindungen zum NSA nun bestätigen können und auch Oskar Stürzinger hätte davon gewusst. Das überrascht mich und eigentlich glaube ich es nicht. Was hat er mir erzählt? Nun, offenbar gar nichts. Es wird interessant sein, die Beweise zu sichten: Die Rede ist von einem 240 Seiten starken BND-Dokument.
Kurzer Exkurs: Wenn das alles stimmt, dann ist es erstaunlich, dass es so lange geheimgehalten werden konnte. Nun, so ganz geheim war es nicht: als der Schweizer Crypto Angestellte Urs Bühler in den 90er Jahren im Iran verhaftet wurde, gab es entsprechende Gerüchte. Dass die Firma Crypto AG beste Kontakte zum US Geheimdienst hatte, wusste man schon lange, 2015 wurde es dann bestätigt, als der NSA eine Reihe von Dokumenten freigab.
Zurück zu Oskar Stürzinger, der 2011 verstorben ist. Er kontaktierte mich bereits 2001 und ich war in diesen Jahren intensiv mit ihm im Kontakt. Immer wieder berichtete er mir über seine Arbeit bei der Firma Crypto AG. Ich konnte ihn für meine Dissertation von 2007 mehrmals interviewen. Die Drucklegung meiner Diss hat er grosszügig unterstützt. Immer wieder liess er mir auch Dokumente zur Geschichte der Kryptografie zukommen.
Im Rahmen des gleichen Projektes – Playground Summerschool des Migros-Kulturprozent im Gottlieb-Duttweiler-Institut entstand auch ein kleines Video. Es wurde von Ivana Lalovic realisiert.
Oskar Stürzinger ist auch in einem Video zu sehen, der 2008 in Basel entstanden ist
Die Medien sind voll mit Nachrichten, SRF, ZDF, Washington Post und wohl auch alle anderen berichten davon. Besonders gespannt bin ich aber auch die Ausführungen der Kryptologen, allen voran Paul Reuvers von Cryptomuseum.org
Update zu diesem Artikel:
Über Kryptografie sprach man nicht – Oskar Stürzinger und die Crypto AG
Ausführliche Version des NZZ Artikels vom 15.2.2020
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