Krankengeschichten gehören nicht in eine Blog, denke ich. Beim Corona Virus mache ich eine Ausnahme und erzähle sie.
Angefangen hat es Mitte März, nur wenige Tage vor dem Lockdown. Ich verspürte wachsende Gliederschmerzen und schrieb sie meinem schlechten Trainingszustand zu. Eben hatte die Radsaison wieder begonnen und ich war mit meinem Mountainbike unterwegs. Nicht lange, aber am Anfang braucht es jeweils nicht viel um den Körper zu überforden. Die Schmerzen gingen aber auch nach Tagen nicht weg. Mehr und mehr fühlte ich mich abgeschlagen und müde. Natürlich habe ich an COVID-19 gedacht. Die Medien waren ja voll davon. Aber meine Symptome passten nicht.
Eine erstes Telefon mit meiner Ärztin brachte wenig Klärung: ich hatte auch kein Fieber also kein COVID-19. Es könnte auch eine Grippe sein, meinte sie. Die Tage vergingen, Schmerzmittel brachten eine gewisse Erleichterung. Müdigkeit blieb, dazu kam totaler Appetitverlust. Fassungslos sass ich meiner Frau gegenüber, die täglich drei Mahlzeiten essen konnte…
Kleiner Spaziergänge wurden mehr und mehr zur Qual. Die Temperaturen bewegten sich um den Gefrierpunkt. Ich fror wie ein Schlosshund. Zuwenig warm angezogen dachte ich. Mir war eigentlich immer kalt. Auch nachts im Bett. Eine Bettflasche mit heissem Wasser half ein wenig.
Komische Grippe – mit der Zeit kam auch Fieber dazu. Den leichten Husten schrieb ich den Pollen zu, auf die ich als Asthmatiker reagiere. Nein, es kann gar nicht COVID-19 sein. Im Fernsehen jeden Tag die Bilder aus Italien. In dieser Situation ist es wohl besser, nicht mehr mit der Ärztin zu telefonieren. Nein auf einen Test hatte ich gar keine Lust – und im Kantonsspital Winterthur zusammen mit anderen Kranken zu warten… Gut, ich hätte auch mit dem Auto auf das Parkdeck am HB fahren können.
Zwischendurch ein Telefon von unserem 30jährigen Sohn: Er hätte Kopfschmerzen und nach Einnahme einer Kopfwehtablette sei der Geruchssinn verchwunden. Weisst Du was das ist? – Keine Ahnung. Erkältung wohl. Meine Frau berichtet nun dasselbe. Wenig später ist klar: Auch Geschmacksverlust kann ein Symptom von COVID-19 sein.
Nach etwas mehr als zwei Wochen war der Spuk vorbei. Die Schmerzen waren weg. Der Appetit kam zurück. Nur die Müdigkeit blieb. Gerade mal ein bis zwei Stunden am Tag konnte ich etwas halbwegs vernünftiges tun. Und abends eine Stunde TV. Pikanterweise haben wir in diesen Tagen alle 30 Folgen der Serie „The Crown“ über das Leben der Queen Elisabeth geschaut.
Nach einem Monat ein Mail an meine Ärztin: Sobald verfügbar, würde ich den Antikörper Test gerne machen. Postwendend die Antwort: Wir bieten dies bereits an. Wenige Tage später dann die Blutentnahme, an einem Donnerstag. Nach dem Wochenende dann die Antwort: Positiv. Gemacht wurde nicht irgend ein Schnelltest sondern ein Elisa-Test. Zur Sicherheit, das zeigt auch die Rechnung aus dem Medica-Labor, doppelt. Das heisst das Blut wurde zweimal analysiert. Beide Resultate waren identisch.
Sechs Wochen nach den ersten Symptomen geht’s mir wieder gut. Ich kann wandern, radfahren, koche und esse mit Appetit und arbeite mehr oder weniger konzentriert vier Stunden pro Tag oder mehr.
Was kann man daraus folgern?
Zunächst mal ist Vorsicht am Platz. Ich würde mich hüten, irgend etwas zu verallgemeinern. Aber offenbar sind die Symptome dieser Krankheit doch weit verschiedener, als man ursprünglich dachte. Mich hat es mittelschwer erwischt, meine Frau und mein Sohn nur ganz leicht.
Was bedeutet der Antikörper-Test? Meine Ärztin meinte, ich hätte nun eine gewisse Imunität, unklar ist aber, wie stark sie sei und lange sie anhalten wird. Geärgert haben mich in diesem Zusammenhang Zeitungsartikel mit Schlagzeilen wie „10 Gründe gegen den Antikörper-Test“. Ich war froh, dass der Test den Verdacht bestätigen konnte. Was ich nicht verstehe ich, warum die Krankenkasse den Test nicht übernimmt. Ist ja auch im Interesse der Allgemeinheit.