Er sieht ein bisschen selber aus wie ein Ausserirdischer – oder mindestens wie ein Astronom aus früheren Zeiten: Der Zürcher Literaturwissenschafter Philipp Theisohn. Sein Thema: Die Ausserirdischen in der Literatur seit der frühen Neuzeit.
Bereitwillig stellt sich der junge Forscher im St.Galler Literaturraum in die Nähe einer Graffiti-Zeichung, das aus dem Namen St.Gallen den Begriff St.Alien macht. Literatur und auch Literaturwissenschaft darf auch Spass machen und nicht alles kann und muss immer tierisch ernst sein, das die Botschaft seines Auftritts.
Das Projekt des jungen Literaturwissenschafter knüpft ganz bewusst an Sprache und Ästhethik der Science Fiction Gemeinde an. Es schmückt sich mit einem Logo mit einem stilisierten Saturn in grüner Schrift, als Erinnerung an die grünen Männchen vom Mars und dem lateinischen Worten „Conditio Extratrerrestris“. Die Begriffe kommen dann auch im Projektname vor „Conditio extraterrestris. Das bewohnte Weltall als literarischer Imaginations- und Kommunikationsraum 1600-2000“. Wer mit dem jungen Forscher spricht merkt aber bald, dass es ihm wirklich ernst ist mit seinen Ideen. So hat das auch der Schweizerische Nationalfonds für die Förderung der wissenschaftlichen Forschung gesehen. Philipp Theisohn erhielt vor kurzem eine SNF Förderprofessur am Deutschen Seminar der Universität Zürich.
Und darum geht es: Seit der Entdeckung des Fernrohrs um etwa 1600 wird das Weltall wissenschaftlich erkundet. Und seit dieser Zeit machen sich Astronomen und Philosophen nicht nur Gedanken über die Himmelsmechanik und das Aussehen von Sternen und Planeten. Sie rätseln auch über die Bewohner ferner Welten. Die Leerstellen des Wissens werden dabei mit eigenen Vorstellungen gefüllt und so erweist sich das Weltall bald als belebte Welt. Glauben die Bewohner des Weltalls an Gott? – Lesen sie die Bücher der Menschen? – Haben sie überhaupt Bücher? – Das sind einige Frage, die man sich im Lauf der Jahrhunderte stellte.
Die Erforschung des ausserirdischen Leben in der Literatur geht methodisch vor. Auf der Website von Conditio Extraterrestris lesen wir: „Zum Ersten beleuchtet es die poetischen Strategien, mit deren Hilfe die frühneuzeitliche Literatur den Konflikt zwischen der astronomischen Wahrheit der planetarischen Mehrzahl und der theologischen Wahrheit vom Menschen als Zentrum der Schöpfung moderiert. Zum Zweiten perspektiviert das Projekt die Geschichte der intergalaktischen Kommunikationsmedien als eine Geschichte moderner Inspirationstheorie. Schlussendlich soll zum Dritten die Frage geklärt werden, welche Bedeutung das Erscheinen des ‚ausserirdischen Lesers‘ für die Entwicklung neuer Erzählformen in der europäischen Literatur seit dem 18. Jahrhundert besitzt.“
Die Forschung will ihre Fragen und Resultate mit der Öffentlichkeit austauschen. Deshalb bestitzt das Projekt nicht nur eine Website sondern hat auch einen Facebook-Auftritt. Und bereits heute macht man sich Gedanken über öffentliche Workshops und Tagungen.
Philipp Theisohn erklärt die Hintergründe und Absichten etwas ausführlicher im digital brainstorming Podcast im Gespräch mit Dominik Landwehr. Podcast vom 7.November 2013: Gespräch mit Philipp Theisohn. Länge: 22 Minuten