Besuch Comedór dos Abuelos

Besuch im comedór dos abuelos: Das heisst soviel wie im Esszimmer der Grosseltern. Ein liebevoller Name für eine soziale Einrichtung für arme alte Leute – und davon gibt es in Bogotá viele.

Betrieben wird unser Comedór von den Schwestern von Padre Pio – sie nennen sich Servidores de Servidor. Es gibt in den Armenvierteln Bogotás Dutzende solcher Einrichtungen. Wir kommen kurz nach zwölf an und werden erwartet – ein Empfangskomitee steht vor dem Haus und sofort werden wir in Gespräche verwickelt: Woher kommst Du? – Was machst Du hier? – Eine erste Gruppe von uns wird in die Küche delegiert und fasst Schürze und Haube und beginnt mit dem Schöpfen. Total werden wir heute rund 100 Portionen verteilen. Es gibt Suppe, danach Reis mit Fleisch und Platanas, das sind Kochbananen.

Zunächst aber gehts zum Tischgebet in die Kapelle. Die Gäste sind in Gespräche vertieft bis Schwester Marta auftaucht und „Silentio“ verkündet. Es gehört sich nicht in der Kapelle zu plaudern. Danach dürfen wir uns vorstellen, wir die Studentinnen und Studenten aus der Escuela Nueva Lengua. Alles wirkt sehr natürlich, trotz der Belehrung. Es war wohl nicht das erste Mal.

Die Gäste wohnen alle in der näheren Umgebung. Beim Essen erzählen mir einige von ihrem Leben. Viele von ihnen seien Strassenhändler gewesen – und eigentlich das ganze Leben arm. Nur ein auffallend gut gekleideter kleiner Mann weiss von einer Reise in die Schweiz zu berichten: Bern, Luzern, Basel und Zürich kennt er. Die meisten waren verheiratet aber sind heute allein. Kinder? – Ja, aber die Kinder sind auch arm und können uns nicht unterstützen, hören wir. Und der Staat tut es auch nicht. Ja, dieses Esszimmer ist wichtig und das Essen hier besser als anderswo.

Finanziert wird dieses Einrichtung und auch die übrigen des Ordens ganz durch Spenden – und zwar Spenden aus Kolumbien, nicht aus dem Ausland. Viele Firmen und Institutionen, so auch die Escuela de Nueva Lengua sind hier engagiert und übernehmen ein Mittagessen pro Monat. Eigentlich eine gute Idee. Eine Handvoll Leute arbeiten hier: Schwester Marta, die Leiterin, dazu eine Köchin und einige weitere Helferinnen.

Kameras und Smartphones sind hier gerne gesehen – viele der Gäste wünschen, von uns fotografiert zu werden. Gerne geschehen. Danke!