Kaffee-Touren gehören in der Zona Cafetera zum Pflichtprogramm für Touristen. Der ehemalige Informatiker Don Eduardo bietet aber eine ganz besondere Tour an.
Er heisst natürlich nicht wirklich Don Eduardo aber der Name passt hier besser. Vor 14 Jahren hat der ehemalige Oracle Programmierer aus England seinen Bürojob an den Nagel gehängt und ist nach Salento gekommen, wo er eine kleine Kaffeeplantage übernommen hat. Eigentlich, so erzählt er uns, wird der Grossteil des Kaffees in Kolumbien von kleinen und mittleren Kaffeebauern produziert. Also ist er in guter Gesellschaft.
Wir treffen ihn in seinem B&B und merken bald, dass er ein umtriebiger und gesprächsfreudiger Mensch ist. Von ihm erfahren wir mehr, als auf einer der standardisierten Touren, die hier in Salento auch angeboten werden.
Am Stadtrand hat er ein kleines Open-Air Auditorium und allein das wäre schön ein Besuch wert. Hier gibt’s jeden Tag Coffee-Roasting Vorführungen. Aber wir haben das grosse Programm, das drei Stunden dauert. Und dafür geht’s zuerst einmal eine Viertelstunde weiter auf einem holprigen Wanderweg, der früher einmal die Hauptstrasse von Salento nach Bogotá war.
Ziemlich steil ist es hier aber überall nur das üppigste Grün und natürlich Kaffee – aber auch tropische Pflanzen aller Art wie Ananas, Bananen, Avocados, Bambus. Das brauchts alles denn der Kaffee mag die grelle Sonne nicht, er braucht Schatten und Regen, viel Regen und in der Regenzeit wenn die Bohnen schön rot sind, wird auch geerntet. Hier in Salento zweimal, im Frühjahr und im Herbst. Kolumbien ist ja bekanntlich das Land des ewigen Frühlings.
Hier auf der Plantage gibt’s ein weiteres Freilicht-Auditorium und hier verbringen wir die nächsten Stunden. Don Eduardo vermittelt uns zunächst mal die Grundlagen und die sind so interessant, dass wir sie hier weitergeben:
Weltweit werden kommerziell nur zwei Sorten Kaffee angebaut: Arabica und Robusta. Der Arabica Kaffee gilt als aromatisch, er hat aber einen tiefen Coffein-Gehalt. Der Robusta-Kaffee hat weniger Geschmack dafür einen hohen Coffein-Gehalt. Also werden beide gemischt.
Der grösste Kaffee-Produzent auf der Welt ist Brasilien, gefolgt von Vietnam und Kolumbien. Dass Vietnam die Nummer 2 ist, das ist eine Überraschung und offenbar auch relativ neu. Vietnam ist sehr aggressiv unterwegs und hat mit seinen tiefen Preisen auch schon mal den Kaffeemarkt durcheinander gebracht.
Eigentlich ist Salento mit seinen 2000 Meter über Meer schon etwas zu hoch für Kaffee, entsprechend kleiner fällt dann die Ernte aus. Angepflanzt wird fast ausschliesslich Arabica Kaffee – bei Don Eduardo in vier Sorten: Tipica, Bourbon, Caturra, Columbian. Eine vollständige Liste aller Sorten gibt’s bei Wikipedia.
Unser Kaffee-Lehrer pflückt das Anschauungsmaterial gleich frisch vom Baum – die reifen Bohne sind schön rot und werden gleich vor unseren Augen geschält und enthäutet.
Danach gibt’s eine dekorative Auslegeordnung und schliesslich zeigt ein Mitarbeiter der Plantage wie sie geröstet werden und sofort breitet sich ein wunderbarer Geruch aus…
Kaffee wird in der Regel als Rohstoff exportiert und erst am Schluss geröstet – das ist auch in der Schweiz so.
Die berühmteste Kaffeerösterei ist Schwarzenbach im Zürcher Niederdorf – hier kann man sogar von der Strasse aus beim Rösten zugucken.Und natürlich wird am Schluss probiert – dafür hat Don Eduardo seine eigene und eine zugekaufte Sorte vorbereitet und beide in drei verschiedenen Stärken geröstet. Welche schmeckt am besten? Nun es gibt keine Regel und die Geschmäcker sind unterschiedlich.
Apropos Geschmäcker: in Kolumbien trinkt man kaum Kaffee aus dem Hockdruck-Kolben und noch weniger die teuren Kapselkaffees – hier wird das schwarze Getränkt traditionell zubereitet – zum Beispiel mit dem Filter – und nicht selten kann man auch zwischen den verschiedenen Zubereitungsarten wählen: Embolo – Moka – Filtrado – Oleta Traditional – Colador de Tela. Eine Anregung vielleicht mal die Kapselmaschine zuhause in den Schrank zu stellen…
Hier geht’s zum Plantation House von Don Eduardo. Ein Blogger hat ihn mal den David Attenborough des Kaffees genannt. Nun so ganz unrecht hat er nicht