Unterwegs bei den Wachspalmen im Cocora-Valley

Sie sind das Wahrzeichen dieses einmaligen Hochtales bei Salento: Die Wachspalmen – die höchsten Palmenart der Welt. Grossartige Wanderung, wenn es nicht gerade regnet.

Die Quindio-Wachspalmen (Ceroxylon quindiuense) gelten als die höchsten Palmen der Welt. Sie wurden – wie viele andere Pflanzenarten in Südamerika auch – 1801 von Alexander von Humboldt zum ersten Mal beschrieben. Den Namen haben sie von der äusseren, wachsartigen Rinde. Seit 1985 sind eine Art Nationalbaum von Kolumbien und geniessen besonderen Schutz. Der ist auch nötig: Leider weiden auch im Cocora-Valley Kühe in den Palmenhainen und fressen die jungen Pflanzen weg.

Nach einer kurzen Fahrt von 20 Minuten sind wir am Ausgangspunkt unserer Wanderung. Eigentliche Wegweiser gibt es keine: Es sei eine Rundwanderung, hat man uns gesagt und wir beginnen einen langgezogenen sanften Aufstieg auf fast 3000 Meter. Man könnte das Feld auch von hinten, über das enge Tal aufrollen. Eine gute Entscheidung, wie sich bald zeigen wird. Wir geniessen ausgezeichnete Sicht am Vormittag.

Nach einem heftigen Regen in der Nacht scheint hier wieder die Sonne und zaubert unglaublich intensive Farben – allen voran alle möglichen Grüntöne.

Mit jedem Schritt gewinnen wir eine neue Perspektive – es mutet uns surreal und merkwürdig an, denn die Palmen passen für den europäischen Blick irgendwie nicht in dieses Bergtal.

Der Weg führt sanft in die Höhe bis wir auf fast 3000 Metern angelangt sind. Wir sind weit davon entfernt auf irgend einem Gipfel oder einem Berg zu sein. Wir sind irgendwdo in der Mitte. Mit einem Führer könnte man hier noch weiter gehen und tiefer in den Las Nevados Nationalpark eindringen. Mehrtägige Trecks lassen sich direkt in Salento buchen.

Plötzlich ziehen Nebelschwaden vom Tal herauf und hüllen den Gipfel nebenan in einen Schleier. Fasziniert schauen wir zu und schaffen es sogar, einen Zeitraffer-Video des Naturschauspiels zu machen.

Von hier aus geht es wieder runter bis zum Fluss und hier beginnt der zweite Teil der Wanderung: Wir folgen dem Bach und wechseln fünf Mal die Seite – jedes Mal auf einer recht wackligen Hängebrücke.

immer wieder kommen uns Maultiere entgegen – sie nehmen für einen Obulus auch müde Wanderer mit. Wie angenehm es auf einem solchen Bergpfad auf dem Rücken eines Maultieres ist, weiss ich nicht, wir ziehen zu Fuss weiter. Insgesamt sind wir fünf Stunden unterwegs.

Ausser einer Übersichtskarte am Eingang des Tales am frühen Morgen haben wir keine Wegweiser gesehen. Aber es gibt nicht allzu viele Wege – einzig der Pfad dem Fluss entlang ist etwas schwierig zu finden; ist man einmal auf dem Weg kann nichts mehr schief gehen.

Immer wieder faszinierend die unglaublich dichte Vegation und die satten Farben. Grün dominiert aber in einer Intensität, wir wir sie kaum kennen. Da und dort ein paar Blumen, die uns irgendwie bekannt vorkommen – viele der Urwaldpflanzen haben ja als Zimmerpflanzen und Immergrün den Weg in die bürgerlichen Stuben Europas gefunden.

Eine Art hängende Blume – merkwürdig, wild, üppig und auch etwas lasziv.

Nach zwei Stunden ist man zum Dschungel draus und spaziert die letzten Kilometer durch Weideland.

Der Weg ist hier zweigeteilt – die eine Hälfte ist den Maultieren vorbehalten, sie hinterlassen bei Regen tiefe Spuren. Wir finden etliche Berichte, die von einer richtigen Schlammwanderung erzählen. So wie es aussieht hatten wir Glück: Es kann sein, dass der Weg ohne Stiefel fast nicht passierbar ist.

War es anstrengend? – Es geht. Wer öfters in den Bergen ist, schafft die Tour mühelos. Gute Schuhe sind aber ein Muss. Flipflops – gehen gar nicht. Im zweiten Teil war es öfter mal ein bisschen glitschig. Das kennen wir aber aus den Alpen. Es lohnt sich am Vormittag mit dem ersten Taxi um 6.30 aufzubrechen. Aber 9.00 Uhr wird es heiss und auch auf 2500 – 3000 Metern heizt es dann mächtig ein.  Sonnenschutz ist wichtig, ohne Vorsorge hat man innert 30 Minuten einen heftigen Sonnenbrand. Eigentlich ist es eher ein anspruchsvoller Spaziergang. Wir fühlten uns jedenfalls am Schluss immer noch ziemlich munter. Eine mehrtätige Tour wäre reizvoll – nur muss man hier mit Regen fertig werden und auch entsprechend ausgerüstet sein.

Bis um 17.00 verkehren regelmässig die Jeep-Taxis. Kurz nach 15.00 sind wir zurück in Salento. Mittlerweile hat das Wetter wieder umgeschlagen und es regnet – das scheint hier fast jeden Tag so zu sein.