Der 1874 geborene Schweizer Völkerrechtler Max Huber besuchte 1901 auf seiner fast zweijährigen Weltreise aus Ceylon, das heutige Sri Lanka.
Der spätere Schweizer Diplomat und Völkerrechtler Max Huber (1874-1960) unternahm in den Jahren 1900 und 1901 eine Weltreise, die ihn nach Russland, Asien und Australien führte. In seinem umfangreichen Reisegepäck führte er unter anderem eine Kodak-Plattenkamera mit. Seine Fotografien sind erhalten und wurden von seinem Enkel Ulrich Huber ausgewertet. Dort, wo er nicht selber fotografieren konnte, hat er Fotos erworben. Auf seiner Reise schrieb er fast täglich an seine Mutter, oft an den Rand von Postkarten. Auch diese Korrespondenz ist erhalten. Seine Reisenotizen veröffentlichte er 1906 im Zürcher Verhalg Schulthess unter folgendem Titel:
«Tagebuchblätter aus Siberien, Japan, Hinter Indien, Australien, China, Korea…», das Buch wird seit 2017 von einem US Verlag als Reprint angeboten.

Hafen von Colombo auf einer zeitgenössischen Fotografie um 1900. Fotograf unbekannt.
Max Huber traf am 17.März 1901 von Singapur herkommend in Colombo ein, er reiste mit dem Reichspostdampfer Kiautschou der Hapag.
Man wird hier nicht wie auf den englischen Schiffen von kasernenmässigen Regulationen belästigt, und trotz der zahlreichen Offiziere an Bord fühlen sich die Zivilisten nicht, auf auf französischen Booten, als Menschen zweiter Klasse.
Über Colombo hat er zunächst wenig Schmeichelhaftes zu berichten:
Colombo hat zwei Plagen: Die Menschen und das Ungeziefer. Der Speisesaal des ersten Hotels wimmelt von Fliegen, ich erinnere mich nicht, irgendwo ausser in Sibirien, so viele gesehen zu haben. Die Menschen, d.h. die Eingeborenen, namentlich die Singhalesen sind der schönste Menschenschlag, den ich je gesehen, aber durch den Fremdenverkehr in Colombo zu einer schamlosen Band von Bettlern und Gaunern geworden. Vom Dampfer zum Zollhaus ist alles ein ununterbrochene Folge von Bettelei, Erpressung und Beschummelung; vom Zollhaus zum Hotelomnibus ebenso. Kommt man auf die Strasse, so heulen einen paar paar Dutzend Jinrikscha-Leute an und drängen sich einem auf. Die Hälfte der Kinder bettelt: Aus den Läden rufen die Verkäufer: Please Master, come in, very good things, very cheap. Hält der Wagen beim Passieren einer Bannmeile – es besteht hier ein Strassenzoll – , so drängen sich Rudel von Kindern um einen und rufen: uncle, papa, money, money usw. Im Hotel ist ein Trinkgeldunwesen sondergleichen. Trägt einem ein Unterportier ein Kleidungsstück aus dem Wagen ins Zimmer, so bleibt er unter der Türe stehen mit der offenen Hand, bis man ihn hinausweist. Auf den Hauptspazierwegen wird man von Kindern auf Schritt und Tritt angebettelt; selbst baumstarke, junge Männer halten die Hand hin, scheinbar ganz gedankenlos: eine chronische Krankheit.

Das Galle Face Hotel von Colombo – damals und heute die erste Adresse in der Hauptstadt von Sri Lanka. Um 1900. Fotograf unbekannt.
Die Hauptschönheit von Colombo ist die unendliche Lichtfülle, welche die Sonne hier, mehr als in anderen Tropenländern, über die Gegend ausgeiesst. Am meisten kommt sie zur Geltung am Strande, gegen den der Ozean gewaltig brandet. Die weisse Gischt ist förmlich blendend und kontrastiert scharf mit dem tiefblauen Meer. Eine besondere Schönheit des Strandes bei Colombo sind die mächtigen Kokospalmen, welche unmittelband am Ufer aufwachsend, schräg gegen das Meer hinausragen und grossartige Küstenbilder einrahmend, als schwarze Silhouetten vom im Morgenglanz glitzerneden Meer oder vom wolkigen purpurnen Abendhimmel sich abheben.
Colombo besitzt ein hübsches ethnografisch-naturgeschichtliches Museum. Die kunstgewerblichen Produkte des Landes stehen im allgemeinen auf einer ziemlich niedrigen Stufe; das beste sind Waffen und Schmucksachen mit Edelsteinen. Die bedeutendsten Werke der Architektur und Skulptur sind Ruinen, welche einer früheren Kultur angehören und mit den heutigen Bauten und Werken kaum verglichen werden können; ähnlich wie in Siam, Jaa China zeigt sich auch hier ein kolossaler Verfall der künstlerischen Schöpfungskraft dieser asiatischen Völker.
Am 22. März 1901 reist er nach Kandy ins Landesinnere weiter.

Der See von Kandy um 1900. Fotograf unbekannt.
Die Bahnen auf Ceylon sind Staatsbahnen, normalspurig angelegt und ganz nach englischem Typus. Ihre Erträgnsse bilden für die Kolonie eine ziemlich bedeutende Einnahme.Anfänglich führt die Linie durch Palmenwald und terassenartig angelegte Reisfelder, eine Gegend wie in Java. Bald erreicht man das Hügelland, in dem keine zusammenhängende Bergketten hervortreten, sondern nur Kuppen und Hügel, endlich auch Berge vereinzelt hochragen…. Herrlich sind die Ausblicke in die duftige Tiefe mit ihren schimmernden Reisfeldern, deren Terassen bis hoch in die Bergtäler ziehen….

Teepflücker in den Teeplantage zwischen Kandy und Nuwara Elya um 1900. Fotograf unbekannt.
Dann biegt die Linie in ein Hochtal ein: hier beginnen die Teepflanzungen, welche für die Landschaft typisch sind. Der Teestrauch ist etwa einen halben Meter hoch seine Blätter sind dunkelgrün und glänzend das Erdreich, in das er hier gepflanzt wird ist hell rötlich da die Sträucher ziemlich weit auseinander stehen und der Boden von Unkraut dran gehalten wird machen diese Teefelder von weitem gesehen den Eindruck der Dürre und Öde in der Näe aber erfreut sie sich durch ihr glänzendes Grün eine angenehme Abwechslung in der immer waldärmeren von der Sonne fast ganz versenkten Hochtal. Die Ausblicke aber die sich immer wieder bieten von der Höhe der Bergwände in die fast grundlose Tiefe mit ihrem strahlenden Grün und ihren duftigen Hügeln und Bergen sind von paradiesischer Schönheit. Due Gegend ist einsam fast keine Stationen keinen Dörfer begegnet waren nur hie und da an der Teefaktorei die ihre praktischen Nüchternheit wenig zum landschaftlichen Reiz beiträgt.
Einige Meilen von kann die entfernt ist der Botanische Garten. Seine Form sowie seine Lage an einem ziemlich großen Berg Fluss erinnert außerordentlich an Buitenzorg. Als Park ist er fast schöner als jener die großen Wiesengründe durchschnitten von mächtigen Alleen lassen die Schönheit und Üppigkeit der einzelnen Bäume zur vollen Geltung kommen im tiefen Tale zieht der Fluss, jenseits erheben sich waldige Berge, die Schlingpflanzen im Park sind überaus verschiedenartig und üppig, Riesenbambus wachsen mit einer ganzen Menge von Stämmen wie ein Bouquet aus dem Boden heraus; das Orchideenhaus in das durch ein feines Drahtnetz die Sonne ein eigentümliches Licht wirft, ist von großem Reichtum. Herrlich sind die Wirkungen von Licht und Schatten vor allem in den Alleen, die von den Schlingpflanzen in fast nächtliches Dunkel gehüllt sind und aus denen die Ausblicke auf anmutige Hügellandschaften von unendlich strahlender Lichtfülle öffnen das Licht ist so intensiv dass man selbst durch einen sehr dunkel gefärbte Brille auf der Mattenscheibe der photographischen Kamera jedes Detail leicht erkennt die Hitze ist aber keineswegs drückend.
In der Nähe des Parks befindet sich eine Teefabrik. Die Teeblätter werden zuerst auf Drill Tüchern weit etwa eines Tages getrocknet, dann durch eine Maschine gerollt. Hierauf passieren sie 2 Trockenmaschinen, aus denen die Blätter als völlig trockene, schwarze, harte Krummen herauskommen. Diese werden auf eine Sichtmaschine gebracht, welche die Teeblätter in 5 verschiedenen Sorten je nach der Größe ausscheidet, hierauf werden die einzelnen Sorten. Verpackt Erntezeit sind die Monate Mai bis Juli. Die Plantage umfasst 500 Morgen und beschäftigt 500 aus Vorder Il importierte Kuli, die Fabrik selber, welche jährlich eine Million Pfund Tee produziert, beschäftigt nur 15 Mann. Die Löhne der gewöhnlichen Arbeiter betragen bei Männern 35 Cents am Tag, bei Frauen 25. Cents. Hierbei zieht die Fabrik am Lohn so viel ab, als sie den für die Arbeiter bestimmten Reis Ankäufe braucht. Sowohl die Arbeiter als auch der indische Betriebsleiter bettelten mich an.
Ende März trifft er in Nuwara Elya ein, der Ort liegt auf 2000 Metern über Meer und. Der kleine Ort ist unter anderem bekannt durch seine britische Kolonialarchitektur.

Blick auf die Hochebene von Nuwara Elya auf 2000 Metern Höhe um 1900. Fotograf unbekannt.
Seit vielen Monaten habe ich keinen so erquicklichen Schlaf mehr gehabt, wie ich vergangene Nacht hier auf der Höhe des Pilatus. Den Morgen benutzte ich zu einem großen Spaziergang: trotz der ungeheuer intensiven Sonne, welche nahezu senkrecht über mir steht. So dass ein Schatten kaum sichtbar war, war es nicht heiß. Nuwarea Elyia liegt in einem Trockental, von waldigen Bergen eingefasst. Im Tal zwei fischreiche Seen, große Alpenrosenbäume, Chinabäume wie italienische Pinien, eine andere Art, die Zypressen. Das Tal sieht etwa aus wie das Sankt Immier Tal mit florentinischer Vegetation. Die Luft ist leicht und erquickend, die Nacht kalt. Der Der Botanische Garten ist ein schöner Wald, in dem es von Rosen, Nelken, Reseten, Fuchsien und all unseren Wald- und Gartenblumen duftet und blüht. Nuwara Elyia ist ein großes Sport Sportplatz unverschämt teuer, aber gut, Schnee hat es hier keinen, da die Schneegrenze mehr als 1000 Meter höher ist als der Mont Blanc.

Ein Dorf im damaligen Ceylon um 1900. Fotograf unbekannt. Strohütten dieser Art sieht man heute nicht mehr.

Einwohner vom damaligen Ceylon von der Ethnie der Neddas. Foto um 1900. Fotograf unbekannt.