75 Minuten Pause im S-Bahn Tunnel

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S-Bahn heute Freitagmorgen 28.Oktober 2012 – Kurz vor dem Bahnhof Stadelhofen, mitten im Tunnel, geht nichts mehr. Bange Minuten, aber auch unerwartete Momente von Nähe und Solidarität


Es wird ruhig. Sehr ruhig und der Zug steht still und schaltet auf Notbeleuchtung. Nur noch jede zweite Lampe brennt. Keiner ist beunruhigt, sowas passiert öfter mal. Nur die gespenstische Ruhe. Nicht mal das Vibrierern des Motors. Der Lautsprecher, der uns sonst über alle möglichen kleineren Verspätungen informiert, bleibt still.
Nach einigen Minuten erscheint ein SBB Mann, es ist wohl der Lokführer. Was er zu sagen hat tönt weniger beruhigend: „Totalausfall des Zuges. Ein Lösch- und Rettungszug ist unterwegs“. Nun gut, es brennt zum Glück nicht. Wir wissen: Ein Brand im Tunnel kann katastrophal sein…
Wir warten, Man vertreibt sich die Zeit mit handy uns Smartphones, lesen geht auch, noch brennt Licht. Nach etwa einer halben Stunde ist auch damit Schluss. Nun ist es stockdunkel. Weiterhin keine Informationen. Auch vom angekündigten Rettungszug ist nichts zu sehen.
Es wird kühl im Zug, die Blase beginnt zu drücken… Die Passagiere bleiben ruhig. Kaugummis und Guetzli werden ausgetauscht.
Nun sitzen wir schon eine Stunde im Tunnel. Wir wissen nicht, was wirklich los ist. Nach weiteren langen Minuten Geräusche, offenbar ist der Rettungszug eingetroffen. Ist wohl eher eine Güterlok, wir sehen nur Licht, Schatten, hin und wieder huscht ein Fefuerwehrmann vorbei. Er trägt eine Gasmaske, meint ein Mitpassagier. Nein, keine Gasmaske… Endlich erscheint der Lokführer mit der erlösenden Nachricht: Der Zug wird in wenigen Minuten in den nächsten Bahnhof geschleppt.
Und so geschieht es. Nach 75 Minuten Tunnelstopp sind wir im Bahnhof Stadelhofen. Hier scheint die Sonne. Wir reiben uns die Augen.
Der Zugverkehr im Grossraum Zürich ist massiv gestört, es geht weiter im Tram.
Alles ist gut gegangen. Wir sind wieder im Alltag angekommen. Trotzdem: Unter uns Passasgieren ist für einen kurzen Moment eine Nähe und Solidarität entstanden und der Anonymität und Morgen-Hetze gewichen. Eine unerwartete Pause….

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